Prüfmittelfähigkeit2008-10-28T15:54:38+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Prüfmittelfähigkeit

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  • Sulle
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 4

    Hallo,
    wenn ich nur eine Produktgruppe herstelle, wovon sich die einzelnen Artikel nur von der Sollabmessung (Größe und Bauart) unterscheiden und generell alle Artikel mit einer Bügelmeßschraube geprüft werden, muss ich dann trotzdem für die maßlich unterschiedlichen Artikel (größe Bauart) eine jeweilige Prüfmittelfähigkeitsuntersuchung durchführen? Reicht es nicht aus, wenn man die Prüfmittelfähigkeit der Meßschraube einmalig an einem Produkt nachweist und auf die anderen ähnlichen Artikel überträgt?
    Wäre schön wenn mir jemand helfen kann.

    QM-Planer
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 73

    Hallo Sulle,

    du mußt den Fähigkeitsnachweis nicht für jedes einzelne Merkmal erbringen. Du mußt aber nachweisen, dass dein Prüffmittel generell für die Messaufgabe geeigent ist.

    Mit Verfahren 1 ermittelst du die Wiederholpräzision (Wiederholgenauigkeit) des Prüfmittels und die Abweichung vom Nennwert und zwar mit einem Normal (z.B. Endmaß) und nicht am Produkt.
    Hier gibt es noch den Begriff „Linearität“. Linearität bedeutet, dass du an mehreren Stellen (min. 3)über den Messbereich die Wiedeholpräzsion und die Abweichung vom Nennwert prüfst, um herauszufinden, ob sich das Prüfmittel über den Messbereich konstant verhält. Es macht natürlich Sinn, (End-)Maße zu wählen, die im Bereich der zu prüfenden Merkmalswerte (Sollwerte) liegen.
    Aus den ermittelten Werten und den Merkmalstoleranzen deiner Produkte kannst du dann die Messmittelfähigkeitsindizes berechnen.

    Mit Verfahren 2 wird der Einfluß des Bedieners auf das Messergebnis ermittelt. Das könnte bei einer Bügelmessschraube schon interessant sein. Verfahren zwei wird i.R. mit drei verschiedenen Bedienern an einem Produktionsteil durchgeführt.
    Hier reicht ein Artikel aus, da das Prüfmittel ansich in Verfahren 1 bewertet wurde und hier der Bedienereinfluß von Bedeutung ist.

    Gruß

    QM-Planer

    Barbara
    Senior Moderator
    Beitragsanzahl: 2766

    Hallo Sulle,

    beim Fähigkeitsnachweis geht es darum zu schauen, ob der zu messende Bereich auch gut genug gemessen werden kann.

    Nehmen wir an, Du willst den Durchmesser von zwei Drähten aus dem gleichen Werkstoff bestimmen. Der eine Draht ist im Soll 2,00 mm, der andere 4,00 mm. Du hast schon eine Prüfmittelfähigkeitsuntersuchung (PMU) mit der Bügelmessschraube für den kleineren Durchmesser gemacht und es war alles in Ordnung.

    Dann kannst Du trotzdem leider nicht hingehen und sagen, dass auch bei 4,00 mm das Messen funktioniert, da der Draht dicker ist und hier eventuell durch unterschiedlichen Druck eine höhere Streuung vorkommen kann. (Es gibt noch ungefähr 10.000 andere Möglichkeiten, was sich bei verschiedenen Abmessungen ändern kann. Druck ist nur ein Beispiel.)

    Genauso wenig kannst Du annehmen, dass der Bediener-Einfluss von den Teilen unabhängig ist, d. h. auch hier musst Du den Einfluss für jeden Messbereich kennen, bevor Du ein Prüfmittel freigibst. (Das hat QM-Planer anders beschrieben. Aus meiner Praxis kann ich nur dringend davor warnen, einen Prüfer-Einfluss als unabhängig vom Merkmal anzunehmen, nur weil das Verfahren 1 für einen Artikel gute Werte geliefert hat.)

    Die klassische Variante bei der PMU hat QM-Planer schon beschrieben. Wichtig ist bei Verfahren 2, dass die Prüfstücke auch den gesamten Toleranzbereich und/oder Fertigungsbereich abdecken, damit Du hinterher weißt, ob Du mit der Messung überhaupt herausfinden kannst, wann ein Teil i. O. oder n. i. O. ist. Außerdem sollte die Mess-Reihenfolge zufällig und für jeden Prüfer anders sein.

    Sinnvoll ist es, die Messdaten in Kennzahlen zusammenzufassen (EV, AV, GRR, ndc) und zu prüfen, ob die Unterschiede zufällig oder signifikant sind. Damit kannst Du dann besser entscheiden, ob die Prüfer wirklich gleich messen.

    Ich hoffe, das hilft Dir erstmal weiter.

    Viele Grüße

    Barbara

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    Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
    (Ernest Rutherford, Physiker)

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