QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Maschinen-/Prozessfähigkeit, die 125-ste
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AutorBeiträge
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Hallo zusammen,
zwar ist dieses Thema hier schon oft behandelt worden, aber im Moment habe ich eine nicht leicht zu lösende Aufgabe (ein P R O B L E M )!!
Basics:
– neues Produkt für Automotive
– Stückzahl/Jahr ca. 100
– KD-Forderung: Fähigkeitsnachweise für Maschine und ProzessWie kann ich den Kunden zufriedenstellen, obwohl die in den Lehrbüchern geforderte Stückzahlen (ca. 50 St. nacheinander bzw. 20 Stichproben a 5 Stck) nicht so produziert werden können.
Zwar könnte man mit einer einzigen Produktionscharge von 100 St. = Jahresbedarf dies abdecken, jedoch lassen sich die Teile aufgrund der Verfallzeit nicht einlagern bzw. nicht mehr gesamthaft verkaufen.
Hat jemand einen guten Ratschlag für mich?
„Wenn man etwas Neues hat, will niemand davon hören. Dann will es niemand glauben, man wird bekämpft und verlacht. Wenn es sich aber durchgesetzt hat, erscheint es allen trivial.“
Jonathan Swift
Schriftsteller 1667-1745Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo qualyman,
ich glaub ich mach demnächst einen Shop auf und verkaufe kleine Säckchen mit GMV. Vielleicht hilft das ja bei dem einen oder anderen Kunden und den interessanten Forderungen ;-)
Also:
Einfacher Weg, den der Kunde vermutlich nicht bezahlen wird: Biete ihm an, an unterschiedlichen Tagen 100 Teile als Vorserie herzustellen und darauf die Maschinenfähigkeit / Kurzzeitfähigkeit zu rechnen. Die Teile kriegt er dann komplett wenn Ihr Eure Fähigkeit nachgewiesen habt und kann selbst zusehen, was er damit macht.
Da der Kunde das wahrscheinlich ablehnt, brauchst Du also eine Absicherung, die für Euch tragbar bzw. bezahlbar ist und dem Kunden trotzdem zeigen kann, dass Ihr in der Lage seid, die Qualitätsanforderungen zu erfüllen.
So ganz ohne Kosten geht das natürlich nicht (also muss der Kunde auch hier zahlen), allerdings könntet Ihr den Aufwand reduzieren. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
a) Ihr fertigt schon ein sehr ähnliches Produkt und habt dafür Qualitätsfähigkeitsnachweise bzw. Aufzeichnungen, aus denen sich die Qualitätsfähigkeit ableiten lässt. Vielleicht lässt sich Euer Kunde darauf ein, damit zufrieden zu sein, wenn Ihr ihm eine 100%-Prüfung seiner späteren Lieferungen zusichert.
b) Ihr wisst, was die Qualitätsfähigkeits-Forderungen des Kunden in Euren Prozessen beeinflusst, z. B. Material-Eigenschaften, Prozess-Parameter, usw. Ihr könnt damit für eine kleinere Vorserie mit einer minimalen Stückzahl von mindestens 30 nachweisen, dass Ihr den Prozess so beherrscht, dass die Qualitäts-Forderungen erfüllt werden. Und Ihr könnt auch nachweisen, dass Ihr die Stellgrößen kennt, mit denen Ihr Abweichungen vorab / im Prozess korrigieren könnt.
Das läuft auf ein statistisches Prozessmodell (SPM) hinaus.
c) Ihr wisst (leider) noch nicht genau, wie Ihr den Prozess fahren müsst oder welche Einflussgröße welchen Einfluss auf die Qualitätsfähigkeit hat bzw. wie groß dieser Einfluss ist. Hier hilft die Versuchsplanung (Design of Experiments / DoE), die wichtigen Einflüsse zu finden und optimale Prozess-Einstellungen zu bestimmen.
Auch die DoE-Verfahren sind ein Spezialfall der SPMs.
Mit den optimalen Einstellungen könnt Ihr dann in Bestätigungsversuchen zeigen, dass Ihr die Anforderungen erfüllt.
Bei den Möglichkeiten b) und c) kann die Qualitätsfähigkeit des Prozesses mit Hilfe des SPMs simuliert werden.
Variante a) ist sicherlich für Euch die kostengünstigste Alternative und wahrscheinlich für den Kunden inakzeptabel. Bei den Möglichkeiten b) und c) braucht Ihr ein bisschen mehr Geld, Zeit und Einsatz und bekommt dafür nicht nur die Vorhersage der Fähigkeit sondern auch viel Wissen über Eure Prozesse, das sich für andere Produkte nutzen lässt. Und Euer Kunde bekommt eine echte Prozess-Analyse und haltbare Aussagen zu den ppm’s.
Das sind die statistischen Möglichkeiten, die mir einfallen.
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)Hallo, qualyman,
Du: „- neues Produkt für Automotive
…- KD-Forderung: Fähigkeitsnachweise für Maschine und ProzessWie kann ich den Kunden zufriedenstellen..
obwohl die in den Lehrbüchern geforderte Stückzahlen…“Eure Mitbewerber haben dasselbe Problem? Dann braucht Ihr nur besser sein als diese.
Mit einem Schweizer Kunden hatten wir Ähnliches. Lösung: Der Kunde weichte die Normforderungen auf, nachdem wir ihm ein Konzept vorgestellt hatten, wie die Qualität letztlich doch sichergestellt werden könne.
Ciao
Wolfgang HornHallo Uhu,
kannst Du mir / uns ein bisschen etwas über das Konzept verraten, mit dem Ihr den Kunden überzeugt habt?
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)kannst Du mir / uns ein bisschen etwas über das Konzept verraten, mit dem Ihr den Kunden überzeugt habt?
100%-Prüfung? Bei 100 Stück im Jahr könnte das die wirtschaftlichste Lösung sein.
Schöne Grüße
Frank
„There’s no problem too great for running away from it!“ (Charlie Braun)
Hi!
Die Forderungen nach nachgewiesener Prozessfähigkeit beziehen sich meines Erachtens nach stets auf eine Serienfertigung mit größeren Chargen. Der Sinn liegt ja darin, dass in der Serie keine 100% Prüfung, sondern eben auf Stichprobenbasis (SPC) die Qualitätslage überwacht wird. Dies erfordert natürlich einen fähigen Prozess.
Liegt keine Serienfertigung vor, sondern nur geringe Stückzahlen, dann ist es m.M nach widersinnig nach Prozessfähigkeiten zu rufen.
Wie schon von Barbara und auch von Frank geschrieben, ist wohl die Stück für Stück Prüfung die beste Wahl. Der Prüfaufwand ist ja nicht höher als bei einer Fähigkeitsanalyse.
Kritisch erscheint die Sache nur dann, wenn besondere Anforderungen hinsichtlich der Streuung der Messwerte, auch innerhalb der Toleranz, in einem kleinen Lieferlos gestellt werden. In diesem Fall müssen die Herstellungstoleranzen wohl entsprechend eingeengt werden…..
Systemmanager :-)
Hallo Frank,
naja, wenn ich dieser Kunde wäre, würde ich schon gerne vorher wissen, ob qualymans Firma überhaupt in der Lage ist, meine Anforderungen zu erfüllen.
Denn wenn ich knappe Lieferzeiten vereinbare, weil die Produkte schnell nicht mehr taugen, dann brauche ich auch die Zuverlässigkeit meines Lieferanten, sprich den Nachweis, dass er die Produkte überhaupt liefern kann.
Bei einigen Anforderungen von Kunden kannst ich das vorab schlecht abschätzen, wenn ich diese Produkte noch nicht gefertigt habe. Es gibt natürlich auch so nette Sachen wie die 0-Fuge bei Dinos Spiegeln, die einfach technisch unmöglich sind.
Wenn es allerdings grundsätzlich technisch umsetzbar ist, würd ich als Kunde auch die Frage danach stellen, wie prozesssicher mein Lieferant das Produkt herstellt. (Allerdings würde ich keine Fähigkeit dafür fordern.)
Es nutzt mir nix, wenn 100% geprüft wird, aber nur jedes 10. Teil überhaupt meine Anforderungen erfüllt und dadurch der vereinbarte Liefertermin nicht eingehalten werden kann.
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)Hallo Barbara!
Natürlich hast Du (wie inzwischen statistisch abgesichert fast immer ;-) im Prinzip recht. Aber die Prüfung, ob ich überhaupt fähig bin, das Teil zu fertigen, ist m.E. bei der Auftragsabklärung fällig. Und dann schaue ich mir als Auftraggeber den potentiellen Lieferanten an, lasse mir von ihm zeigen, was er jetzt schon fertigt, lasse mir Referenzkunden sagen usw. und kann dann hoffentlich halbwegs zuversichtlich sein, daß er lieferfähig sein wird. Ob er dann intern 0,002 oder 2% Ausschuß hat, ist mir egal, wenn bei mir pünktlich nur gute Teile zu einem vernünftigen Preis ankommen. Denk‘ an die Halbleiterindustrie, die bis heute kein einziges Teil fertigen würde, wenn sie die gängigen Forderungen nach Prozeßfähigkeit erfüllen wollte. Auch schon für Deming war eine (billige, möglichst automatisierte) 100%-Prüfung ok.
Ein anderer Fall wäre es wirklich wenn, wie Systemmanager angedeutet hat, es Kundenforderungen gibt, die aus den offiziellen Fertigungsunterlagen nicht hervorgehen. Z.B. wenn jemand statistisch toleriert hat (und das möglichst auch noch mit nur 2 Maßen…).Liebe Grüße
Frank
> ich glaub ich mach demnächst einen Shop auf und verkaufe kleine
> Säckchen mit GMV. Vielleicht hilft das ja bei dem einen oder
> anderen Kunden und den interessanten Forderungen ;-)Seltsam… warum denke ich grad nur an mit Sand oder Bleischrot gefüllte Socken oder Baseballschläger..? Das würde manches Meeting arg verkürzen ,)
SCNR, Rainaari
Hi!
…und ein zertifiziertes Unternehmen sollte doch auch Vertrauen schaffen,…..beim Kunden, oder???
Systemmanager :-)
Hi, Barbara,
Frank hat das Konzept treffend erkannt.
Übereugungsarbeit war nicht notwendig.
Nicht mal eine Kalkulation der beiden Alternativen.Unser Glück: „Der Kunde“ war eben kein Prinzipienreiter.
Sondern er wußte sehr klar, was ihm wirklich wichtig war und begriff den jeweiligen Aufwand sehr schnell.Ciao
Wolfgang HornHallo Uhu,
kannst Du mir / uns ein bisschen etwas über das Konzept verraten, mit dem Ihr den Kunden überzeugt habt?
Viele Grüße
Barbara
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Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.
(Ernest Rutherford, Physiker)…und ein zertifiziertes Unternehmen sollte doch auch Vertrauen schaffen,…..beim Kunden, oder???
Hallo Systemmanager!
Wie schön, wir hatten schon mindestens 3 Wochen keinen Beitrag zum Wert von Zertifikaten ;-)))
ISO: Pfeif‘ drauf! Die Aussagekraft ist inzwischen gleich Null.
TS: Hab‘ ich immer dran geglaubt. Wurde auch von unserem Lieferantenbetreuer bestätigt. Nur daß jetzt gerade ein TS-zertifizierter Lieferant zwei Mal durch die Erstmusterprüfung gerauscht ist, weil er mit Zeichnungsindices nicht sauber umgegangen ist. Und dann eine Bauabweichungsgenehmigung benötigte, weil ihm nicht klar war, daß Schrumpfschläuche auch in der Länge schrumpfen. Und daß man sich beim Abschneiden sicherheitshalber in die Mitte des Toleranzbereiches setzen sollte und nicht an die untere Grenze. Von daher kommen mir gerade die ersten Zweifel… Nächste Woche besuche ich ihn, dann bin ich schlauer.Schöne Grüße
Frank
„There’s no problem too great for running away from it!“ (Charlie Braun)
Hallo Qualyman,
Schreiben an den EK des Kunden, sinngemäß:
„Wir bedanken uns für den erhöhten Abruf durch Ihre Abt. xyz zur Durchführungen einer Prozessfähigkeitsuntersuchung und möchten sie bitten uns diese zum Preis von xx zu bestätigen, alternativ bieten wir ihnen an…“Gruß Loretta
—
Es ist gefährlich, einen extrem fleißigen Bürokollegen einzustellen, weil die anderen Mitarbeiter ihm dann dauernd zuschauen.
<Henry Ford>
—Hi Loretta,
echt cool Dein „Anschreiben“!
Bei „unbedeutsamen“ Kunden würde ich dies evtl. so schreiben.
Aber bei KD mit einem Umsatzanteil > 50% würde ich mich nedde so richtig trauen!
Wir werden wohl, so wie von Systemmanger und Frank zur 100% Prüfung übergehen.
„Wenn man etwas Neues hat, will niemand davon hören.
Dann will es niemand glauben, man wird bekämpft und verlacht.
Wenn es sich aber durchgesetzt hat, erscheint es allen trivial.“Jonathan Swift
Schriftsteller 1667-1745Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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