QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Versandfreigabe durch GF?
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AutorBeiträge
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Hallo,
wir haben in der letzten Zeit folgendes Problem (auch durch kleine Aufträge).
Wir haben ca. 2x je Woche Auslieferungen an unsere Kunden per LKW.
Termine sind von der Arbeitsvorbereitung und Verkauf an Kunden bestätigt worden.
Personal und Maschinenkapazitäten wurden eingeplant.
Durch Maschinenausfall, Krankheit u.s.w.
entstehen Engpässe. Teilweise sind die Produkte erst kurz bevor der LKW kommt fertig. Zum Prüfen nach Spezifikation werden 24 Std. benötigt und es erfolgt bei i.O. eine Versandfreigabe. Die Qualitätssicherung hat keine Zeit vernünftig zu Prüfen und zieht Prüfungen vor. Bei Fehler am Produkt ist auch noch eine Kundenfreigabe einzuholen. Die Versandpapiere müssen danach auch noch geschrieben werden. Es erfolgen Telefonate u.s.w. die zu einer großen Unruhe und Fehler in der Produktion führen.
Die beschriebenen Abläufe werden teilweise nicht eingehalten. Ohne QS- Freigabe erfolgt ein Versand nach Absprache mit unserer GF und Kunden. Der Kunde ist König und es sollte auch in Ausnahmen so ablaufen.
Leider häuft sich dieser Vorgang.
Die GF und der Kunde ist nicht bereit eine schriftliche Versandfreigabe an die QS zu geben.
Für:
– Prüfwerte werden nachgereicht.
– Das Produkt mit Fehler X darf zum Versand.
Die QS hat keinen Nachweis und bekommt evtl.
noch eins aufs Dach.
Bisher ist alles „gut“ gegangen.
Was ist aber falls Fehler bemerkt werden und das Produkt muß aus Amerika zurückgeholt werden?
Was sagt Ihr dazu?
Schriftliche Übernahme der GF zur Versandfreigabe ausreichend?Tschüß
Hallo Marco!
Subjektiv: Beschissen, so würde ich nicht arbeiten wollen und bei so einem Laden würde ich nicht kaufen wollen. Und ja, Du hast recht, das Risiko für Kunden und Firma ist hoch.
Objektiv: GF ist GF. Sie hat das Recht, ihren Laden an die Wand zu fahren, wie sie es will. Du kannst sie als Qualitäter natürlich beim externen Audit erwischen, wenn sie sich nicht an ihre selbstaufgestellten Regeln hält. Aber sie kann die Regeln auch ändern und, wenn Du sie erwischst, hast Du eine Chance von über 90% auf einen Termin bei den freundlichen Leuten mit dem großen „A“. Egal, unter welchem Vorwand.
Ich drücke Dir die Daumen. Und bin gespannt auf die Kommentare von Uhu und Vivian.
Schöne Grüße
Frank
„There’s no problem too great for running away from it!“ (Charlie Braun)
Hi Marco444,
ist doch ganz einfach:
Ober sticht Unter!
Wenn Seffe sagt und schriftlich protokolliert wird: „Teile gehen raus“……dann gehen die Teile eben raus!
Würde mich als Qualitöter dann aber auch raushalten, wenn was in die Hosen geht.
Muss Seffe dann eben auch selber richten!
PS
Ganz sicher gehst Du, wenn dies in einer VA so beschrieben ist und der Seffe diese auch als Prozessverantwortlicher schriftlich freigibt ;-))PPS
Warum habt Ihr eigendlich eine QS, wenn Seffe so etwas aushebelt?Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo,
danke für die bisherigen Antworten.
Ich sehe es wie Frank und qualyman.Das schlimme ist noch das wir eine Firmengruppe sind und unser Standort GF von „ganz oben“ noch gesteuert wird.
Es erfolgen Telefonate und Mails wo Abteilungs-Verantwortliche nichts mitbekommen.Das Thema „Freigabe“ habe ich schon in internen KuV,s,
Audits, u.s.w. beschrieben und auch bis „ganz oben“ weitergeleitet.
Termine, Lieferzeiten, Umsatz u.s.w sind scheinbar wichtiger.Manchmal wartet man regelrecht auf einen
Knall (Rückrufaktion u.s.w.) um alle mal wach zu rütteln.Trotzdem möchte ich als verantwortlicher im
Bereich QS (QS- Leiter und QMB u.s.w.) das nicht so hinnehmen.
Ich habe eine VA zur Versandfreigabe erstellt
und die GF hatte keine Einwände und hält sich nicht daran.Bin seid 7 Jahren im Betrieb und habe 20 Jahre Erfahrung als QS- Leiter u. QMB.
So etwas hatte ich noch nicht.Ist so ein Ablauf bei Euch niemals vorhanden?
Wie regelt Ihr sowas?Tschüß
Hallo Marco!
Wir sind ein etwas größerer Laden und fertigen zwar keine Serien, aber kontinuierlich. D.h. Solltermine hat’s jeden Tag, Ablieferungszeiten sind ca. 4 mal am Tag. Unsere Liefertermintreue war dieses Jahr nicht berühmt (mehr Umsatz, als wir erwartet hatten :-), aber deswegen ist noch lange keiner auf die Idee gekommen, Prozeßschritte einfach auszulassen. Wegen Großaufträgen gibt’s natürlich schon mal improvisierte Besprechungen zwischen Auftragsabwicklung, Steuerung und Fertigung „wie bekommen wir jetzt wenigstens den pünktlich rauf“. Aber das einer von oben mutwillig ins Getriebe hackt: Nein!
Das hat Dir jetzt wahrscheinlich Null geholfen, aber Du wolltest wissen, wie’s bei uns läuft.
Für mich hört sich Deine Beschreibung an, als liefe die Fertigung insgesamt nicht rund. Gegen Maschinenausfälle gibt’s vorbeugende Wartung. Krankheiten kann man ab einer gewissen Mitarbeiterzahl „einplanen“. Flexibilität durch Einarbeitung der MitarbeiterInnen an möglichst vielen Plätzen (Stichwort Skillmatrix) hilft. Notfalls auch der ÜBERLEGTE Einsatz von LeiharbeiterInnen. Wie lange sind Eure Durchlaufzeiten? Fällt erst auf, daß es quietscht, wenn der Liefertermin überschritten ist?
In diese Richtungen würde ich die Lösung suchen. Ist zwar nicht klassisches Q, hat aber sehr viel mit Prozeßbeherrschung und Kennzahlen zu tun.
Noch einer zu dem ewigen Argument „Der Kunde ist König!“: Ich frage dann immer zurück, ob es dem Kunden wirklich hilft, wenn er absolut pünktlich ein defektes oder falsches Gerät erhält. Dann ist sofort Ruhe. Es gibt eine Ausnahme: Wenn Spezifikationen in SCHRIFTLICHER“ Absprache mit dem Kunden erweitert werden. Das ist natürlich immer erlaubt. Kommt aber extrem selten und nur im Sonderbau vor.Schöne Grüße
Frank
„There’s no problem too great for running away from it!“ (Charlie Braun)
Hallo Marco,
mich irritiert ein Satz von Dir:
„Wir haben ca. 2x je Woche Auslieferungen an unsere Kunden per LKW“
Wieso liefert ihr nur 2x pro Woche aus und nicht täglich. Als einzige Erklärung fällt mir dazu ein, dass Ihr Abfahrten von gebuchten Schiffen einhalten müsst.
Wenn dies nicht der Fall ist, könntet ihr darüber nachdenken, ob eine tägliche Auslieferung Eure Produktion dadurch entlasten könnt, dass Eurer Vertrieb flexiblere Termine zur Auslieferung vereinbaren kann.
el verde
Der Klügere gibt nach – diese traurige Wahrheit begründet die Weltherrschaft der Dummheit.
Tag Marco,
da würde mich ehrlich gesagt mal interessieren, was denn dann eure GF mit eurem Kunden „abspricht“, dass eine Lieferung trotzdem raus gehen kann..!?
Logischerweise könnt ihr ohne vorherige Tests die Einhaltung eurer Spezifikationen faktisch nicht garantieren. Dadurch muss dies theoretisch ja eine der „Absprachen“ zwischen Kunde / GF sein, dass dies i.O. ist.1. Das hätte ich als Unternehmen von meinem Kunden ganz gern schriftlich bestätigt.
2. Müsst ihr als QS tatsächlich auch was systemmäßig „Freibuchen“ bzw. per Unterschrift freigeben, damit die Ware versendet werden kann? Wenn ja, dann würde ich auf eine schriftliche Freigabe seitens der GF bestehen, wenn dies, wie von dir beschrieben, ohne QS-Prüfungen zu erfolgen hat. Da würde ich mich schon absichern wollen!
3. Man muss sich ja schon die berechtigte Frage stellen, warum sich eure GF bzgl. der Ausstellung einer schriftlichen Versandfreigabe so zickenhaft anstellt..!?
Ist ja offensichtlich, dass ihr selbst nicht ganz wohl dabei ist und das daraus entstehende „Risiko“ mehr oder weniger auf euch abzuwälzen…. also das ist mal richtig Panne!4. Nicht zuletzt ist zu bedenken, dass durch Freigaben, die nicht gemäß dem vorgeschriebenen Ablauf durchgeführt werden, eine klare Abweichung in den Vorgaben besteht –> Audit: Autsch!!!
Und spätestens da ist/wird dann auch eure GF froh/sein, wenn was schriftlich dazu dokumentiert ist bzw. existiert…Im Medizinproduktebereich z.B. anders undenkbar!
Gruß
MHallo,
el_verde.
Wir haben keine großen Stückzahlen dafür aber bis 3 Tonnen Gewicht je Teil. Wir versuchen die LKW,s immer voll zu beladen (auch eine Kostenfrage). Täglich Polen, Tschechei, Portugal u.s.w..
Das ist aber bei Terminvergabe berücksichtigt.marwei.
Der Terminverzug kommt nicht bei jeden Kunden vor „Gott sei Dank“. Aber immer öfter.1.) Der Kunde und deren Mitarbeiter haben keine Schuld an der Terminüberschreitung und geben deshalb keine schriftliche Freigabe.
Die Verzögerungen entstehen intern und Maßnahmen dagegen werden halbherzig durchgeführt. Die Gründe sollen auch nicht nach „ganz oben“ gelangen.2.) Die Freigabe erfolgt über SAP in der QS
und danach können erst die Lieferpapiere geschrieben werden.3.) Genau wie Du geschrieben hast. Der GF möchte das „Risiko“ nicht übernehmen. In Mails und Telefonaten nach „ganz oben“ bekommen andere evtl. diesen „schwarzen Peter“ zugeschoben.
Aber auch gleichzeitig entsteht ganz oben
der Spruch „Warum liegen noch keine
Prüfwerte vor“. Die Prüfzeiten (24 Std.) interessieren nicht. Hier müsste ich mal eine
richtige Antwort geben.
Aber was erfolgt danach?Seffe ist am Montag wieder im Haus und wir werden mal darüber reden.
Die schriftliche Versandfreigabe wie Ihr auch geschrieben habt werde ich in Zukunft v. GF verlangen.
Das Ergebnis gebe ich Euch.
Tschüß
Hallo Marco444,
so wie ich Deine Beiträge deute, bist Du ein geradliniger Qualitäter, so muss das auch sein!
Wenn aber immer wieder Systeme von GF ausgehebelt werden, die ja mal entwickelt worden sind um diese anzuwenden und damit Sicherheit, Qualität und Kundenzufriedenheit zu erreichen, dann wirst Du irgendwann genau so eine graue Haarfarbe bekommen, wie ich ;-)Irgendwann stellst Du Dir dann Frage nach der Sinnhaftigkeit des Ganzen, Deinem Engagement, Einsatz, Deiner Motivation, und letztendlich, den negativen Einflüssen die bei Dir zwangsläufig und ständig Q-Glaubenskrisen auslösen.
Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit bis Du entscheiden musst:
Love it……change it….ore leaf it!
Die meisten Geradliniegen, so auch ich, entscheiden sich für das allein Richtige:
LEAF IT !!
Suche Dir ein anderes Unternehmen, wo das QM gelebt und nicht durch die GF beschnitten wird!
Ist natürlich auch nedde so einfach, aber es gibt immer wieder Firmen, die dafür bekannt sind und einen guten Ruf haben.
Ein bestimmtes Maß an Flexibilität in Bezug auf den Standort ist dann natürlich auch von Deiner Seite aus erforderlich.
Aber: lieber ein paar Kilometer weiter zur Arbeit und Spaß daran haben, als um die Ecke in einer Firma ständig gefrustet zu werden!
Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo qualyman,
Du schreibst,
„Suche Dir ein anderes Unternehmen, wo das QM gelebt und nicht durch die GF beschnitten wird“!Ist nicht so einfach mit jungen 54 Jahren.
Habe vor 2001 auch jahrelang Wochenend- Ehen
geführt oder Arbeitswege von hin u. zurück
200 Kilometer am Tag bewältigt.
Jetzt habe ich es ca. 25 Kilometer zur Arbeit und in der Umgebung hier ist die
Industrie nicht grade zahlreich vorhanden (früher Zonenrandgebiet).
In jeder Firma ist etwas negatives vorhanden.
Ich hatte aber vor in der jetzigen Firma meinen letzten Arbeitstag vor der Rente mit evtl. 60 zu erleben.Hatte heute schon ein kurzes Gespräch mit der GF. Morgen wollen wir uns gemeinsam
über die Freigaben unterhalten.Wie schon beschrieben liegt das Problem in der Fertigung. Durch Krankheit der MA, keine
vernünftige Einteilung der MA, zusammenarbeit der Abteilungen, u.s.w.
Am Ende gehen uns die zugesagten Temine Flöten. Das soll aber „ganz oben“ keiner erfahren. Harte Worte finden nicht statt weil die meisten MA und Vorgesetzte hier am Standort (1200 Einwohner) wohnen.
Mit Nachbarn und Verwandten besteht ein freundschaftlicher Umgangston auch bei negativer Motivation oder nicht eingehaltenen Anweisungen.Morgen ist ja das Gespräch mit der GF.
Tschüß
und du lebst in der Hoffnung das das Unternehmen noch 6 Jahre so weiterexistiert?
Meine Erfahrung sagt, das gerade diese Familienbetriebe mit ihren festgefahrenen Strukturen keinerlei Chance haben noch länger zu existieren. Keiner hat auch nur einen Überblick wie sich der Laden wirtschaftlich entwickelt, alle starren wie gebannt auf den laufenden Auftrag, keinerlei Zukunftsplanung, keinerlei Absicht da je was positiv dran zu verändern.
Monika
Hallo Marco444,
als „junger“ 56-er habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, besser wagen müssen, um nicht das ALG zu beanspruchen.
Auch ich habe 15 Monate täglich 200 Km „Autobahnaudits“ machen dürfen.
Und dann kam der absolute Knaller: ein Kunde wollte mich als Externer um die TS 16949 aufzubauen.
Oberknaller: gerade mal 3 Km von meinem Zuhause entfernt!
Absoluter Oberhammer: dann folgt eine 2 Jahre FestanstellungIch wünsche, dass Du auch mal so eine Chance bekommst und in einem Unternehmen arbeiten kannst, wo Du und Deine Aufgabe ernst genommen wird und, wenns geht, nicht meilenweit entfernt ist.
Denn sowas haben wir uns beide redlich verdient!
PS
Für das klärende Gespräch bei Deinem Seffe wünsche ich Dir viel Erfolg! Mach Ihm klar, dass ein System nur als solches bezeichnet werden kann, wenn es auch eingehalten wird.
Ansonsten hat es die Bezeichnung „Chaos“ wirklich verdient!Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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Hallo an alle,
melde mich mal wieder nach längerem. Als ich den Beitrag von Marco444 las, kam es mir ein Gedanke, der mich schon länger beschäftigt. Wenn die GF die Produkte trotz n.i.O. Merkmalen freigibt, wie sieht es eigentlich mit der Haftung aus, falls es mal einen richtig großen Schaden, oder sogar einen Personenschaden aufgrund der n.i.O Produkte gibt?? Ist dann nur die GF verantwortlich und haftbar, oder auch der QS- Leiter/QMB? -
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