Umweltbezogene Lieferantenbewertung2007-10-11T11:22:06+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Umweltbezogene Lieferantenbewertung

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  • msb
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    Hallo Forum,

    wir sind Autozulieferer, der auch nach ISO 14001 zertifziert ist.
    Seit einigen Jahren haben wir bei unserer WE-Prüfung nicht nur qualitative Merkmale, sondern haben noch das Prüfmerkmal: „umweltrelevante Merkmale n.i.O.“

    Seit Jahren gab es hier nie einen Beanstandungspunkt. Daher tue ich mir schwer hier eine umweltbezogene Lieferantenbewertung durchzuführen.
    Muss ich das wirklich? Wie kann ich hier was machen, was auch wirklich sinnvoll ist?
    Wie geht ihr vor, die ihr in vergleichbarer Situation seid?

    Gruß msb

    wer die Wahrheit sucht, wird sie finden

    Qualiurmel
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 116

    Hallo msb,

    im Rahmen unserer Lieferantenbewertungen haben wir (Stanzerei auch für Automobil und Medizintechnik) den Punkt Zertifikate mit aufgenommen und bewerten dort einen Lieferanten, der ein UM Zertifikat hat entsprechend höher, als einen, der kein entsprechendes Zertifikat vorweisen kann.

    Im Rahmen der WE Prüfung haben wir keine „umweltrelevanten Prüfmerkmale“.

    Gruß

    QU

    IsoMan
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 421

    Hallo,

    ich habe bei uns die Verpackung als umweltrelevanten Punkt einbezogen. Mehrweg-VP ist ok, Einweg-VP gibt Minuspunkte. Weiterhin sind fehlerhafte oder unvollständige Lieferungen, die zu einem Mehrfachtransport führen, ebenfalls umweltrelevant.

    IsoMan

    evereve99
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1038

    Hallo MSB,

    meine Antwort geht in die Richtung von ISOMAN.

    Hat der Lieferant Anweisung in Mehrweg-VP zu liefern und liefert Einweg, hast du hier einen Ansatzpunkt.

    Ebenso ist Europaletten der Vorzug zu geben vor Einwegpaletten.

    Falls ihr Gefahrgüter oder Gefahrstoffe geliefert bekommt, sind die Verpackungen da immer in Ordnung, liegen Sicherheitsdatenblätter/Unfallmerkblätter vor?

    Gruß

    Evereve99

    „Organisation?“ schrie Ford. „Organisation? Was für eine restlos bekloppte Bezeichnung für einen Laden wie den hier!“

    Douglas Adams

    msb
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1613

    @ QU: das mit den Zertifikaten ist ok; aber was machst du im Rahmen deiner WE-Prüfung?

    @ IsoMan: das mit Verpackung zählt nur, wenn er entgegen der Abmachung liefert. Das mit dem Mehrfachtransport ist eine gute Idee.

    @ evereve99: Gefahrgüter bekommen wir nicht, Gefahrstoffe ja

    Mit den genannten Punkten lässt sich da eine Lieferantenbewertung machen, die handfest ist? Irgendwie klingt das für mich dennoch ziemlich „dünn“?

    Gruß msb

    wer die Wahrheit sucht, wird sie finden

    QMarc
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 925

    Moin msb,

    mit „dünn“ hast Du recht, weil es dir als Abnehmer logischerweise schwer fallen wird, in das Umweltgesicht deines Lieferanten zu blicken.

    Die Geschichte mit den Zertifikaten ist in Ordnung und wird häufig gemacht, weil es dir einen Anhalt darüber gibt, ob sich dein Kunde um die Erfüllung umweltrechtlicher Forderungen bemüht.

    Um jetzt die Umweltleistung des Lieferanten im Hinblick auf Euch zu bewerten, wird es schwierig. Ein Vor-Ort-Audit beim Lieferanten kann da schon weiterhelfen.

    Ansonsten musst Du dich auf die indirekten Umweltfaktoren/-eigenschaften stürzen, die Du an euren gelieferten Produkten siehst.

    Beispiele:
    – Art der Umverpackung (Recyclingpapier vs. Folie)
    – Lieferfahrzeuge (Motor mit „besserer“ Euronorm, Zustand in Ordnung (Reifen, Ölwanne, Sicherungsgurte etc.)
    – Konzentration bei Gefahrstoffen (höher konzentriert = weniger Transporte, niedriger konzentriert = evtl. weniger umweltgefährlich)
    – Verwendung von Recyklingpapier für Rechnungen
    – Email an Stelle von Briefen
    – Gibt es Umwelterklärungen oder Nachhaltigkeitsberichte
    – technische Beratung im Hinblick auf umweltverträglichere Stoffe
    etc.

    Wie Du merkst, ist die Aufzählung auch nicht so, dass es wirklich „harte“ Faktoren sind. Die Summe jedoch macht es aus, dass man ein Gefühl dafür bekommt und das ist gut in die Lieferantenbwertung zu integrieren.

    Ich hoffe, das hilft dir ersteinmal weiter,
    viele Grüße

    Qmarc

    ____
    What you gonna do with all that junk?
    All that junk inside that trunk …

    msb
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1613

    Hallo QMarc,

    schön, dass wir in puncto „dünn“ einer Meinung sind.

    Du sagst: „Wie Du merkst, ist die Aufzählung auch nicht so, dass es wirklich „harte“ Faktoren sind. Die Summe jedoch macht es aus, dass man ein Gefühl dafür bekommt und das ist gut in die Lieferantenbewertung zu integrieren.“

    Diese Aussage untermauert, dass es sehr aufwendig ist bei der großen Anzahl an Lieferanten, die wir haben, eine präzise Bewertung vorzunehmen.
    Es sieht so aus, als dass man ein paar Punkte von den bisher genannten auf eine Checkliste schreibt und dann grobe Verstöße protokolliert und in die Bewertung einfließen lässt.
    D.h. die große Masse der Lieferanten macht umweltmäßig ihr Geschäft schon recht und ein paar Ausreißer müssen dann eben auf Optimierungen hingewiesen werden.

    Es sieht so aus, als ob aus diesem Thema nicht mehr arg viel mehr herauszuholen ist.

    Gruß msb

    wer die Wahrheit sucht, wird sie finden

    mfunk
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 234

    Hallo,

    eine Frage in diesem Zusammenhang.
    Lasst ihr euch eine Umweltbilanz für die gelieferten Produkte geben?
    Und bewertet die Lieferanten danach?

    Grüße
    mfunk

    Sie koennen erst dann neue Ufer entdecken,
    wenn Sie den Mut haben, die Küste aus den Augen zu verlieren.
    <chinesische Weisheit>

    Uhu
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 265

    Hi, Isoman,

    Du: „…habe bei uns die Verpackung als umweltrelevanten Punkt einbezogen. Mehrweg-VP ist ok, Einweg-VP gibt Minuspunkte.“

    Ich spüre hier einen Widerspruch im System, so eine Art ‚“statische Überbestimmtheit“ in den Beziehungen zwischen Lieferant und Kunde.

    Entweder ist die „umeltgerechte Verpackung“ auch die kostengünstigere. Oder sie ist es nicht.

    Wenn sie es ist, denn wäre die zusätzliche Erhebung der Umweltpunkte überflüssig. Sogar ein Aufwand, den jemand bezahlen mu0.

    Wenn sie es nicht ist, bezahlt der Kunde dann auch einen höheren Preis für die Form, für die er gute Punkte vergibt?
    Oder bringt er seinen Lieferanten in eine Zwickmühle: „Wir spezifizieren nicht so, daß du einen angmessenen Preis dafür fordern könntest. Wir kriegen die Mehrleistung von dir trotzdem mit unserem System der Nötigungspunkte. Wir drohen dir einfach, wenn du nicht bereit bist für Mehrleistungen ohne Preis, dann fliegst du aus der Bieterliste raus!“

    Dies ist meine Lehre aus Eurem Thread, überspitzt: Der Mißbrauch des Qualitäters als Nötiger, als Preisdrücker, als Abzocker, als weiteres Freßwerkzeug seines Heuschrecks.

    Genau diesen Sinneswandel von Gut zu Böse wird das Qualitätswesen erleiden, wenn es sich diesem Mißbrauch nicht entgegenstemmt.

    Oder war mein Eindruck gänzlich falsch?

    ciao
    Wolfgang Horn

    msb
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1613

    Hallo mfunk,

    was sollte denn inhaltlich in dieser Bilanz nach deinem Dafürhalten stehen?
    Und was ist der Vergleichsmaßstab für die anschließende Bewertung?

    Gruß msb

    wer die Wahrheit sucht, wird sie finden

    mfunk
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 234

    Hallo msb,

    ich dachte an die CO2-Bilanz eines Produktes.

    Grüße
    mfunk

    Sie koennen erst dann neue Ufer entdecken,
    wenn Sie den Mut haben, die Küste aus den Augen zu verlieren.
    <chinesische Weisheit>

    IsoMan
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 421

    Hallo Wolfgang,

    ich kann deinen Ausführungen nicht so ganz folgen?!
    In der Regel ist eine Mehrwegverpackung in der Ökobilanz und auch in den Kosten für den Verwender günstiger. Also zwinge ich überspitzt formuliert den Lieferanten zu seinem Kostenglück – oder nicht?

    Schönes Wochenende.

    IsoMan

    msb
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1613

    Hallo IsoMan,

    wenn eine Mehrwegverpackung meist günstiger wäre, gäbe es doch keine Einwegverpackung mehr, oder nicht?
    Welcher vernünftige Unternehmer schmeisst den mit Absicht Geld aus dem Fenster?

    D.h. die Sache ist leider nicht ganz so einfach, sonst gäbe es diese Verpackungsgerangel ja nicht.

    Gruß msb

    wer die Wahrheit sucht, wird sie finden

    IsoMan
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 421

    Hallo msb,

    zu den wesentlichen Faktoren gehört auch das Konsumentenverhalten und die Definition für eine Ökobilanz.
    Wenn ich nur auf die „kurzfristigen“ Effekte schaue, dann kann deine Aussage in manchen Fällen sogar stimmen. Gehe ich neben der CO2 Problematik durch Herstellung bzw. Rohstoffgewinnung jedoch auch auf die Ressourcenverknappung sowie die Flächenreduzierung durch Deponierung ein und betrachte darüber hinaus den gesamten Lebenszyklus einer Verpackung, dann denke ich, treffen wir uns wieder bei meiner Betrachtungsweise. Aber leider denken die meisten Unternehmen noch nicht so weit, abgesehen von denen, die ihre Einwegverpackung z.B. aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen. Es ist leider immer noch billiger, Verpackung zu verbrennen, als diese mehrfach – vernunftbeladene Verbraucher/User vorausgesetzt – zu nutzen.

    IsoMan (der auch mal grün denkt)

    Ach ja, es gibt mittlerweile ganz gute Programme (z.B. vom Ökoinstitut in Freiburg), mit denen man sowas mal, Zeit vorausgesetzt, checken kann.

    msb
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 1613

    Hallo IsoMan,

    ich kann deine Ausführungen verstehen und nachvollziehen. Sie sind auch durchaus erstrebenswert. Nur solange Geld die Welt regiert, bleiben leider manche ökologische Ziele auf der Strecke. Diese Tatsachen mussten schon einige Ökologen erkennen.
    Und unser Handlungsspielraum in einem Unternehmen ist aufgrund massiven Kostendrucks sehr begrenzt.
    Dann setzt du am Ende noch Zeit voraus. Ein Gut, das so gut wie gar nicht mehr vorhanden ist in einer Zeit, in der immer weniger Menschen immer mehr arbeiten sollen.
    Darum sind wohl manche Umweltziele und -gedanken nicht so einfach umsetzbar. Leider!

    Gruß msb

    wer die Wahrheit sucht, wird sie finden

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