QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Führung, Motivation und ihre Anreize
-
AutorBeiträge
-
Hallo zusammen,
da wir schon diverse Threads zu diesem Thema hatten, hier ein aktueller Link:
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,435875,00.html
Viele Grüße
Qmarc____
Wie verlassen sind die Wege des geringsten Widerstands?Hi, Qmarc,
aus dem Artikel: „Ein Motivationsloch bedeutet also: Ich bin im falschen Job?
Sprenger: Exakt. Oder in einem Unternehmen, in dem das, was ich gut kann, gar nicht gewollt ist.“Oder „Mein Vorgesetzter führt mich und meine Kollegen nach dem Tayloristischen Produktionssystem richtig, aber ungewollt in die Innere Kündigung.“
Die innere Kündigung ist der Reifezustand des qualifizierten Arbeitnehmers im Tayloristischen Produktionssystem.
Weil die Schulwissenschaften der Psychologie, Pädagogik, Soziologie und in der Folge auch die Managementlehrer ihm nicht vermittelt haben, qualifizierte Teams müssen anders geführt werden als die unqualifizierten Einzelkämpfer Taylors am Fließband.
Erläuterung – hier sind gleich zwei Unterschiede zwischen TaylPS und Post-TaylPS:
1. Die wesentlich höhere Qualifikation des Einzelnen, so hoch, daß nicht nur die Kraft seiner Arme, sondern sein engagiertes Mitdenken notwendig ist für wettbewerbsfähige Ergebnisse.
2. Die Gemeinschaft der Einzelnen entwickelt sich zum Team mit Miteinander, entweder einschließlich des Chefs, oder gegen ihn.Toyota macht das vom Prinzip her und in der Praxis deutlich besser.
Meine schon vor Jahrzehnten verstorbenen Chefs wie Dr. Rohde und Dr. Schwarz ebenso, wie auch Johann Tikart, der damalige Sanierer von Mettler-Toledo (Albstadt). Weil sie sich dem TaylPS nicht völlig anpaßten.
Deutsche Unternehmen machten es übrigens generell besser zu Zeiten, als Tugenden in Arbeit+Management und Qualität noch selbstverständlich waren.Jeder kann es besser machen als im TaylPS, ein treffenderes Modell vom menschlichen Verhalten genügt fast.
Im User-Treffen mehr davon. Wer doch noch Interesse hat, bitte Barbara fragen!
Ciao
Wolfgang HornAnonymGast20. September 2006 um 15:23 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo,
vielleicht passt dazu auch mein Beispiel der Prozesslenkung und Team-Motivation anhand von Prozesskennzahlen. Hab ich einst mal für eine Schulung (im Rahmen von Giovannis Pizzaservice) geschrieben:
Lagerkennzahl für Salami in Giovannis Pizzaservice
Giovanni hat festgestellt, dass er jede Woche zu viel Salami wegwerfen muss, weil diese abgelaufen ist. Sein wöchentlicher Verlust durch abgelaufene Salami beläuft sich auf 50 €, d.h. 2.600 € im Jahr. Mamma mia, viel zu viel.
Deshalb möchte er den Prozess der Lagerhaltung seiner Salami überarbeiten und optimieren. Giovanni möchte eine Kennzahl, anhand derer er sofort erkennt, wie es um die Wurst steht.
Also ran an’s Werk : Als allererstes schreibt Giovanni sämtliche Fakten rund um die Salami auf:
Laut Rezept belegt Giovanni jede Pizza mit 5 Salamischeiben – so mögen’s die Kunden, und darauf ist seine Kalkulation für die Pizza Salami aufgebaut.
1 Salamiwurst am Stück ist nach Lieferung bei 4 Grad max. 5 Tage haltbar (120 Std)
1 Salamiwurst am Stück wiegt 5 kg
1 Pizza wird mit 5 Salamischeiben belegt, insgesamt also 100 g Salami
1 Salamiwurst am Stück ergibt exakt 100 Stück Pizza Salami
Einem Arbeitstag dauert 10 StundenDie Salami-Schnittmaschine ist genau auf 1,5 mm eingestellt, damit jede Scheibe 20 Gramm wiegt.
Mit diesen Daten definiert Giovanni den Input an den Prozess
„Eingangskontrolle Salami“:
Neben Geruch und Temperatur kommt nun die Messung der Wurst neu hinzu:
Durchmesser, Gewicht und die Länge der Salami prüfen. Damit das nicht so lange dauert, hat Giovanni’s Sohn eine kleine Metallhülse gebaut, in die die Salami genau reinpassen muss (das war ein Verbesserungsvorschlag, für den Sohnemann 20 € erhielt !). Sein Wurstlieferant hat mittlerweile auch so eine Hülse bekommen, um sich vor Giovannis Temperament zu schützen….Prozess „Lagerhaltung Salami“
Als nächstes aktualisiert Giovanni sein Warenwirtschaftsprogramm mit folgenden Programmbefehlen:-> Bei Lieferung der Salami setze die „Kennzahl Salami“ auf 100 Pizzen und 120
Stunden Haltbarkeit.
-> Bei jeder Bestellung Pizza Salami wird die Zahl der Pizzen um 1 verringert
-> Für einen optimalen Prozess muss er 20 Pizzen in 10 Stunden backen.
Die optimale Prozesskennzahl lautet also 20/10 = 2,0 Pizzen/Stunde.
-> Das Programm kann somit anhand der Kennzahl einen Trend berechnen, wie
lange die Salami auf Lager ist.
-> Die Kennzahl wird im Programm farblich codiert abgebildet:
Kennzahl 2,0 +/- 0,5 bedeutet: Optimaler Prozess, grüne Textfarbe
Die Schwankungsbreite von +/- 0,5 Pizzen/Stunde kann er kompensieren.Kennzahl > 2,5 bedeutet: Salamivorrat reicht nicht, blaue Textfarbe
Wenn gleichzeitig die Bedingung
[Haltbarkeit in Stunden] – [Lieferzeit in Stunden] < 10
eingetreten ist, automatische Salamibestellung per Email versenden.Kennzahl < 1,5 = Zu viel Salami würde übrig bleiben, rote Textfarbe
Wenn zudem die Bedingung
[Haltbarkeit in Stunden] – [Lieferzeit in Stunden] < 10
eingetreten ist, sofort Sonderaktion starten: Das Programm versendet
dann frühmorgens um 6:00 Uhr eine automatische Email an alle Kunden,
dass es heute diese Pizza zum halben Preis gibt – so lange Vorrat reicht.
Zudem setzt Giovanni seine Mutter in Rufbereitschaft, dass ein Ansturm
bevorsteht.Ausserdem kontrolliert Giovanni bei blauer oder roter Kennzahl, ob die Schnittbreite der Salami-Schnittmaschine noch auf 1,5 mm eingestellt ist. Könnte ja sein, dass zuviel oder zu wenig Wurst abgeschnitten wird
Giovanni sagt: Wenn die Kennzahl konstant bei 2,0 bleibt, läuft mein Prozess optimal. Damit weis er: Ich spare 2.600 € / Jahr.
Sie darf aber nie unter 1,5 liegen, sonst produziere ich Gammelfleisch.Am Jahresende wird dann das Team für die gemeinsame Anstrengung belohnt:
Für jeden Salami-Lieferzyklus, in dem sich die Kennzahl zwischen 1,5 und 2,5 bewegt hat (also im grünen Bereich), erhält sein Team (Frau und Sohnemann) einen Bonus von 4 €. Bei ca. 73 Lieferzyklen / Jahr macht das 292 € Jahresbonus pro Person. Also schaut das Team im Betrieb danach, dass die Zahl im grünen Bereich liegt.Martin S
Hallo Martin,
nettes Beispiel.. aber…hmmm.. vielleicht hab ich heut was an den Augen… aber ergeben 5KG net 50 Pizza Salami???
(5000 Gramm / 100 Gramm je Pizza)
Dino
Wenn du ein Schiff bauen willst, fang nicht an, Holz zusammenzutragen, Bretter zu schneiden und Arbeit zu verteilen, sondern wecke in den Männern die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.
(Antoine de Saint-Exupery)AnonymGast20. September 2006 um 15:58 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo QM-Dino,
danke für den Hinweis. Ja !
Also muss es lauten: 10 kg wiegt so ne Salami.
Mahlzeit :-)
Martin S
Wow, das hat was. Auf die Art und Weise gibts dann keine Pizzen mit doppelt Käse oder Salami mehr…
Gruß
Rossy
Life is hard and common sense isn’t taught in college.Rossy,
was denkst du denn, woher das:
Sonderwünsche gegen Aufpreis…..
kommt??
Dino
Wenn du ein Schiff bauen willst, fang nicht an, Holz zusammenzutragen, Bretter zu schneiden und Arbeit zu verteilen, sondern wecke in den Männern die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.
(Antoine de Saint-Exupery)Bringt mich auf was hihi, muß man sich bildlich vorstellen:
Die Pizza von der Stange…Gruß
Rossy
Life is hard and common sense isn’t taught in college.AnonymGast20. September 2006 um 16:20 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo Martin,
gefällt mir auch sehr gut das, wirklich anschaulich erklärt.
Aber was der Dino kann, kann ich auch, und hoffe mich hiermit zum Erbsenzähler des Tages aufzuschwingen.
Bei 1,5 mm Schnittbreite und Ausbeute von 100 Scheiben je Wurst ergibt sich die Länge von 75 cm je Wurst(Remember, mittlerweile sind wir bei 10kg angelangt!).
Diese Wurst müsste,nunja, also schon zieeeeeeeemlich dick sein, oder?
Du dürftest also warscheinlich Schwierigkeiten bekommen, eine davon auf einer Pizza zu parken, geschweige denn 5 (und stapeln gilt nicht).
Da musst du also nochmal nachbessern, am besten bei Gewicht je Scheibe und dafür die Anzahl je Pizza erhöhen?
Gruß
Evereve99
„Seht ihn an den Dichter
Trinkt er, wird er schlichter
Ach, schon fällt ihm gar kein Reim
auf das Reimwort „Reim“ mehr eim.“Robert Gernhardt
(In Memoriam)Na, dann hat die Salami eben die spezifische Dichte von Tungsten, das Zeuch is wahnsinnig schwer.
Das wäre auch eine Erklärung dafür, daß mir nach einer Partypizza (40×60)immer alles so schwer im Magen liegt. Darauf einen Düschadeng.Gruß
Rossy
Life is hard and common sense isn’t taught in college.AnonymGast20. September 2006 um 23:10 UhrBeitragsanzahl: 2122@evereve999 und @rossy
Die Salami hat die Dichte von 1 g/cm³.
Die Salamischeibe ist ein Zylinder.
Masse Zylinder = 20 g
Höhe Zylinder = 1,5 mm = 0,015 cmBerechnung Durchmesser:
20 g= Pi x R² x 0,015 cm x 1g/cm³
R = Wurzel [20g x cm³ /(Pi x 0,015 cm x 1g)]
R = 20,6 cm
Durchmesser = R x 2 = 40,6 cm
Die Salami hat einen Durchmesser von 40,6 cm, also genaus gross wie der Pizzaboden.
Jede Pizzeria legt die Salamischeiben nebeneinander. Wie langweilig !
Giovanni legt die Salamischeiben übereinander ! Und zwischen jeder Scheibe wird ne Schicht Käse gestreut.
Das ist sein Alleinstellungsmerkmal !
Wie sonst avancierte Giovanni zum besten Pizzabäcker weit und breit ?
Gruß
Martin S
Hey Leute,
Euer Wetteifern erinnert mich fast schon an den thread „Große Haufen“ aus dem Haustechnik-Dialog.
Aber um noch mal auf den Spiegel-Artikel zurück zu kommen:
Ich bin der Meinung, wenn unsere Manager das lesen, fühlen sie sich absolut in ihrer Meinung bestärkt, dass man Mitarbeiter nicht motivieren muss. Ich finde, das wäre ein Schritt in die falsche Richtung. Der gute Mann, der hier interviewt wurde, geht meiner Meinung nach von falschen Annahmen aus. Klar, materielle Anreize wirken nicht lange. Aber wie sieht es denn mit Dingen aus wie z.B. Lob unter vier Augen, ein kleines Schulterklopfen, ein aufmunterndes Lächeln, einem Mitarbeiter zum Geburtstag gratulieren, ihn überhaupt zu grüßen??? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Kleinigkeiten für die MA viel wichtiger sind, als eine Prämie am Jahresende. Wenn der Chef einen akzeptiert und überhaupt wahrnimmt, ist das ein ungeheurer Motivationsschub. Auf solche Dinge ist Herr Sowieso in seinem Interview garnicht eingegangen. Jede Wette, der Gute hat nicht besonders viel Sozialkompetenz (was ja von Führungskräften eigentlich gefordert wird).
Ich hoffe, unser Management liest diesen Artikel nicht, denn sonst wird meine ganze Überzeugungsarbeit über Jahre hinweg mit einem Schlag zunichte gemacht!!!Viele bedenkliche Grüße,
krl_______________________
Nach dem Audit ist vor dem AuditAnonymGast21. September 2006 um 8:50 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo Q-Haut,
wollte mit „Giovanni“ eigentlich nur zeigen, wie ein Team motiviert werden könnte, wenn alle Personen aktiv und gleichberechtigt in einen Prozess eingebunden sind, um ein Ziel zu erreichen.
Und wenn das Ziel erreicht ist, werden alle belohnt, nicht nur der Chef.
Das Spiegelinterview ist eines von vielen vielen sogenannten „Guru-Ansichten“ zum Thema „Motivation“.
Genauso gibt es auch Interviews mit V.Birkenbihl, K.Kobjoll, Dhalei Lhahma, dem Pabst….muss letztendlich jeder für sich entscheiden, was ihn in seinem Leben motiviert und wie er andere motiviert, für seine Ziele zu arbeiten.
Eins haben aber alle guten Motivatoren gemeinsam: Sie haben Achtung und Respekt vor ihren Mitmenschen – und daran fehlts leider all zu oft…
Gruß
Martin S
Hallo Martin,
wenn mein posting falsch rüber kam, tut es mir leid. Ich wollte auf keinen Fall gegen Dich gehen mit meiner Aussage. Ich habe mich lediglich über diesen wie Du so schön sagst „Guru“ aufgeregt.
In Deinem letzten Satz bringst Du es exakt auf den Punkt!Gruß, krl
_______________________
Nach dem Audit ist vor dem Audit -
AutorBeiträge
- Sie müssen angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.