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Hallo QM Forum,
Ich bin in eine Sackgasse geraten, vielleicht könnt ihr mir helfen??
In unserer Fertigung gibt es überwiegend Prozesse, die manuell durchgeführt werden.
Nun ist es so, die meisten Ergebnisse einer Tätigkeit können durch eine Prüfung des Mitarbeiters überprüft werden.
Was ist aber mit Prozessen, deren Ergebnis nicht durch den Mitarbeiter überprüft werden kann (bzw. nur durch Zerstörung)??
Wie kann man beispielsweise einen manuellen Klebeprozess überwachen, um sicherzustellen, dass die Klebungen immer gut sind??
Danke für eure Unterstützung.
AphelHallo Aphel,
ich würd es so machen:
1. definiere „immer gut“: Was genau heißt das für Euch?
2. prüfe an Hand einer ausreichenden Anzahl von Teilen, ob und in wie weit die Vorgaben erfüllt sind
3. lege auf der Basis dieser Zahlen fest, wie eine weitere Prüfung des Klebeprozesses (inline oder nachgelagert) durchgeführt werden kann.
Viele Grüße
Barbara
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Fakten hören nicht auf zu existieren, wenn man sie absichtlich übersieht. (Aldous Huxley)
Hallo Barbara,
Genau beim Begriff „Prüfen“ liegt in dem Fall mein Problem:
Angenommen in einer Fertigungscharge werden 100 Stk. Produkte (manuell) verklebt – eine Prüfung (Klebekraft) ist nur zerstörend möglich – angenommen man legt eine Stichprobe von 5 Teilen fest und da ist ein schlechtes Produkt dabei. Was macht man dann?
Ist das jetzt ein Einzelfehler, oder kommt der Fehler mehrmals vor? Man kann hier keine Aussage ableiten oder??
Müsste nicht viel mehr der Prozess und dessen Parameter (Klebemenge, Ofentemperatur, Oberflächenreinheit) überwacht werden um einen sicheren Prozess zu haben bzw. auf einen sicheren Prozess zu schließen ???
LG Aphel
zumindest mal einpassender ansatz.. ;-) keep on
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Wäre es nicht adequat, den Usus heterogener Termini zu minimieren?
(Sollte man nicht weniger Fremdworte verwenden?)
—Hallo Aphel,
dann braucht Ihr wohl als erstes eine Voruntersuchung, welche Einstellgrößen und welche sonstigen Einflüsse einen Effekt auf die Klebekraft habt. Und wenn Ihr das dann sicher genug wisst, dann könnt Ihr darauf aufbauend auch valide Abschätzungen zu Eurer Prozess-Sicherheit bzw. Klebkraft machen.
Von der statistischen Seite her wird das mit Modellen gemacht:
1. Alle möglichen Einflussgrößen finden
2. Messwerte (Klebkraft) und Einstellungen der Einflussgrößen für Teile sammeln
3. Zusammenhänge aufdecken (lineare Zusammenhänge -> wie bei Ausgleichsgeraden, andere Arten von Zusammenhängen)
4. Statistisches Modell aufstellen (bei attributiven und variablen Einstellgrößen zusammen: Kovarianzmodell, ggf. bei dichotomer klebt-klebt nicht-Zielgröße logistisches Modell)
5. Relevante Effekte auswählen (das macht dann die Software bzw. das gehört zur Modellierung)
6. Sicherheit der Ergebnisse bewerten (Stichwort Modell-Validierung)
7. Vorhersagen zur Klebkraft bei bestimmten Einstellungen treffen, optimale Einstellungen (Zeit-, Kosten- und Prozess-optimal)
8. Prozess entsprechend einstellen, dass Klebkraft optimal wird
9. Bestätigungsmessreihe fahrenAnsonsten bleibt Euch Versuch und Irrtum. Dauert länger, ist nicht halb so effektiv, liefert Euch keine sichere Abschätzung der Klebkraft, kommt aber ohne weiteres Wissen und ohne statistische Modellierung aus.
Viele Grüße
Barbara
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Fakten hören nicht auf zu existieren, wenn man sie absichtlich übersieht. (Aldous Huxley)
Hallo Barbara,
Danke für deine Hinweise. Eine Frage hätte ich noch:
Kann man aus einer Grundgesamtheit N=100, die aus einer MANUELLEN Tätigkeit hergestellt wurde, eine repräsentative Stichprobe ziehen?? Ist ein solches Vorgehen sinnvoll ??
Danke nochmals für deine Hilfe.
AphelHallo Aphel!
Im Prinzip ja. Wenn Du vorher sichergestellt hast, daß der Einfluß der Hände für Deinen Prozeß vernachlässigbar ist. D.h. Du müßtest herausfinden, wie z.B. der Klebstoffauftrag über die MitarbeiterInnen normalerweise schwankt und das in Deine Prozeßqualifikation miteinbeziehen. Nicht abgedeckt hast Du damit natürlich zufällige Fehler und Prozeßänderungen (z.B. Urlaubsvertretungen). Es bleibt Dir also ein Restrisiko.
Schöne Grüße
Frank Hergt
„There’s no problem too great for running away from it!“ (Charlie Braun)
Hallo,
wir verkleben auch viele Teile manuell.
Zuerst einmal muss der Zustand der zu verklebenden Teile stimmen (Oberflächenbeschaffenheit, Oberflächenrauigkeit, Öl und Fettfrei usw.)
desweiteren immer wieder die MA schulen wie diese zu kleben haben. Kontrolle der MA beim Kleben.
Zusammenfügen der zuklebenden Teile (Presskraft) maschinell durchführen.
Damit haben wir den Prozeß sehr gut im Griff (wenn auch nicht 100% -> muss ich zugeben, da spielt der Faktor Mensch eine zu große Rolle).
Eventuell wäre auch eine automatische Klebemaschine was für euch (allerdings sind diese Maschinen langsamer als der Mensch).
Gruß: Mr.IdeaHallo Aphel,
ergänzend zu den hervorragenden Infos von Frank:
Ja, das geht. Sei Dir nur immer bewusst, dass eine Stichprobe nur ein Ausschnitt aus der Gesamtheit ist, d. h. die Repräsentativität ist umso sicherer, je größer die Stichprobe ist.Grundsätzliche Bedingung (und häufig unberücksichtigt) ist die zufällige Auswahl von Teilen.
Viele Grüße
Barbara
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Fakten hören nicht auf zu existieren, wenn man sie absichtlich übersieht. (Aldous Huxley)
Hallo Barbara, hallo Frank, hallo Mr. Idea
Danke für eure Anregungen. Eine maschinelle Klebung ist in meinem Fall nicht möglich.
Das mit der „Repräsentativität“ einer Stichprobe ist mir schon klar, aber muss die Grundgesamtheit nicht unter gleichen Bedingungen hergestellt sein ?? (Was ja bei manueller Fertigung nicht der Fall ist – außer man kann den Faktor Mensch vernachlässigen??)
Das Ganze erscheint mir schon ein wenig verzwickt.LG Aphel
Hallo Aphel,
nee, die Grundgesamtheit muss nicht homogen sein, damit Du da eine repräsentative Stichprobe rausziehen kannst.
Nehmen wir mal ein einfaches Beispiel: Vorhersage des Wahlergebnisses
Wenn Du für NRW eine Vorhersage machen willst, dann hast Du auch verschiedene Meinungen und Einstellungen dazu, welche Partei es denn werden soll. Du hast also eine inhomogene Grundgesamtheit.Du kannst allerdings über eine repräsentative Auswahl feststellen, welche Struktur die Grundgesamtheit hat (Partei 1 x%, Partei 2 y%, usw.)
Auf Deine Klebekraft übertragen heißt das, dass Du schon eine repräsentative Auswahl treffen kannst, nur dass Dein Ziel eine homogene Struktur ist (um bei der Wahl zu bleiben: dass alle die gleiche Partei wählen). Das kannst Du dann mittels grafischer und statistischer Verfahren prüfen.
Viele Grüße
Barbara
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Fakten hören nicht auf zu existieren, wenn man sie absichtlich übersieht. (Aldous Huxley)
Ich weiss nicht warum, aber heute bin ich gut drauf!
Wie sind die Worte des Endprüfers, der die Zündfähigkeit eines Streichholzes vor dem Verpacken prüft?
Brennt, brennt, brennt, brennt nicht!?!
Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung und Leidenschaft, auch wenn´s mal Leiden schafft!
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