QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Stoffliche Abfallverwertung – umweltfreundlicher?
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Hallo Umweltspezialisten,
beim letzten Audit nach ISO 14001 hat unser Umweltauditor die Behauptung aufgestellt, dass eine stoffliche Verwertung unserer Abfälle umweltfreundlicher sei als eine Beseitigung (u.a. auch Verbrennung)? Kann man das generell sagen? Gibt es dazu Studien?
Wir lassen sehr hohe Mengen an Kunststoffabfällen entsorgen.
Gruß msb
rem difficilem aggredi
Hallo msb,
aus der Hüfte geschossen würde ich sagen: Jein.
Der Gedanke dahinter ist natürlich, dass (gerade bei Kunststoffen, die aus Erdöl produziert werden) die Schonung von Ressourcen a) beim „Abbau“ von Öl und dessen Veredelung und b) bei Vermeidung von Verbrennung (CO2 etc.) immer zu bevorzugen ist. Deswegen hat die Müllindustrie früher mal den Begriff thermische Verwertung geprägt …
Eine stoffliche Verwertung erfordert aber Energie (manchmal nicht zu knapp) und das schmälert den reinen ökologischen Gedanken. Je sortenreiner der Kunststoff ist, desto geringer ist der Trennaufwand und der Energieeinsatz für die Erzeugung neuer Produkte.
By the way: Bekommt ihr kein Geld für euer Kunststoffe?
Eine Studie oder Literatur kann ich dir vielleicht raussuchen, bin gerade aber in Brass. Ick melde mir …
Viele Grüße
QmarcHallo,
das Unternehmen in dem ich zur Zeit tätig bin hat auch viele Kunststoffabfälle. Ich wäre an der Literatur oder Studie auch sehr interessiert.
Könne Sie unserer „Umweltfachkraft“ unter die Nase halten ;-))))Besten Dank schon mal vorweg.
Hallo MSB,
meines Wissen bekommen wir für getrennt gesammelte Folienabfälle eine Gutschrift von 50€ je Tonne von unserem Entsorger.
Euer Entsorgungsunternehmen kann euch da sicher beraten was sinnvoll zu machen wäre, würde ich mal anfragen.
Gruß
Evereve99
Die eigene Einstellung zur Jagd hängt stark davon ab, auf welcher Seite des Gewehres man sich befindet !
Hallo QMarc,
mir scheint, als ob ich mich bei meinem Anfangsposting etwas unkorrekt ausgedrückt habe, sorry. Ich wollte die Verbrennung als Beseitigung sehen und nicht als Verwertung. Das ist mir nicht ganz gelungen.
Wenn jetzt auf der einen Seite die stoffliche Verwertung steht und auf der anderen die Seite die Beseitigung durch Verbrennung; kann man dann sagen die Verwertung ist auf jeden Fall umweltfreundlicher?Das stoffliche Verwertung bei Kunststoffabfällen umweltfreundlicher ist als es auf die Deponie zu geben, das leuchtet mir ja noch ein.
Gruß msb
rem difficilem aggredi
PS: dass man dafür je nach Güte des Abfalls Geld bekommen kann – danke für den Hinweis – ist mir bekannt und das machen wir auch schon, bei sortenreinen Kunststoffen.
Bei meiner Frage geht es in erster Linie um die absolute Aussage des Auditors, ob die so haltbar ist?
Moin msb,
äääh, Verwirrung meinerseits, weil ich dein Posting auch genau so aufgefasst hatte. Ich glaube, ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. :-)
Ich wollte nur sagen, dass eine stoffliche Verwertung manchmal durch andere Faktoren (z.B. Energie, Gefahrstoffe) problematisch(er)in der Ökobilanz sein kann, als die Verbrennung.
Ich schau mal, was sich in den Untiefen meiner Festplatte und des Netzes verbirgt. Fortsetzung folgt.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende,
QMarc
geändert von – QMarc on 19/05/2006 07:57:59
Hallo msb!
Hängt unter anderem davon ab, worin verbrannt wird. Wenn Du das Zeug bei der Zementherstellung zufütterst, sparst Du 1:1 Rohöl. Andererseits sind gerade die Öfen bezüglich Abluftreinigung keine Vorbilder. Eine moderne Müllverbrennungsanlage kann sauberere Luft ausstoßen, als sie ansaugt. Der Energienutzungsgrad ist aber, wenn nicht gerade ein großes Fernwärmenetz angeschlossen ist, nicht berühmt.
Generalrichtung: Je sauberer und sortenreiner Dein Kunststoff ist, desto sinnvoller ist die stoffliche Verwertung. Produktionsabfälle aus Spritzguß, Folienherstellung usw. sollten auf jeden Fall stofflich verwertbar sein.
Das einziger aber, worin ich wirklich sicher bin, ist, daß jede Pauschalaussage falsch ist !;-) Frank
Hallo QMarc,
auf deine Festplatten-Untiefen hast du mich jetzt natürlich neugierig gemacht. (Neue Woche wann kommst du)
Hallo Frank,
dein Abschlusssatz ist – wie so oft – Gold wert, obgleich nicht unbedingt die neueste aller Erkenntnisse.
Gruß msb und auch ein schönes Wochenende
(wenn mir nicht noch ne Frage einfällt …)
, obgleich nicht unbedingt die neueste aller Erkenntnisse.
Nein, wirklich nicht. Aber besteht QM nicht zum netten Teil daraus, immer wieder das gleiche zu sagen, bis sie’s endlich glauben?
„Out of the Crisis“ müßte an die 50 Jahre alt sein. Richtigt sind Demings Schlußfolgerungen und seine Grundsätze immer noch. Umgesetzt ist immer noch nicht viel.Ab ins Wochenende!
:-) Frank
Ab ins Wochenende!
wird gemacht, im Forum läuft grad eh nicht mehr viel
noch 12180 Sekunden und tschüss
msb
AnonymGast19. Mai 2006 um 15:34 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo msb,
bei jeder stofflichen Verwertung gilt zunächst mal der 2. Hauptsatz der Thermodynamik:
„Alles strebt nach Entropie (Unordnung)“
-> Ordnung zu schaffen ist immer mit Energieaufwand verbunden. Verwerten ist nichts anderes als Ordnung schaffen: Aus einem inhomogenen Abfallgemisch die verwertbaren Bestandteile aussortieren und anschliesend aufbereiten.
In der Regel gilt: Bekomme ich Geld für einen Abfall, dann wird er auc richtig verwertet.
Wenn ich Geld für einen Abfall zahlen muss, dann ist der Begriff der „Abfallverwertung“ eher ein Vorwand zur Beruhigung des Gewissens.
Gruß,
Martin S
Hallo msb,
Soffliche Verwertung oder energetische Verwertung -> es gibt beide Alternativen. Jedoch hängt die energetische Verwertung vom Brennwert (=Energieinhalt) des zu verwertenden Materials ab.
Prinzipiell kan gesagt werden, dass immer mehr Kunststoffe nicht mehr beseitigt sondern vielmehr der stofflichen Verwertung zugeführt werden. Eine Ausnahme bildet z.Z. noch das PVC, welches zu mehr als 50 % beseitigt wird (dieses Material enthält auch einige Schadstoffe wie z.B. Sb-Verbindungen, Bleiverbindungen und andere Schwermetalle).
Für alle anderen weitestgehend sortenreinen Kunststoffe gibt es mittlerweile gute Recyclingwege (man denke nur an die Gartenmöbel), die sich auch technologisch sehr gut weiterentwickelt haben. Bestes Beispiel ist das Recycling von Bleibatterien, bei dem alle in der Batterie enthaltenen Stoffe nahezu vollständig recycled werden.
Über die Recycling-Quoten kann man beim Öko Institut in Freiburg einiges erfahren, weiterhin gibt es einen Fachbereich beim Fraunhofer Institut (ich glaube in Oberhausen).Beste Grüße!
IsoMan
Hallo msb,
wie versprochen eine kurze Bilanz meiner Recherche (leider nicht so wirklich viel – sorry).
Allgemein wird die Verwertung als ökologisch sinnvoller im Vergleich zur Entsorgung angesehen. Daraus resultiert auch die Forderung der Kreislaufwirtschaft nach Vermeidung vor Verwertung vor Entsorgung.
Es gibt aber auch bei bestimmten wenigen Abfällen Gegenbeispiele, z.B. beim Klärschlamm (siehe http://umwelt.schleswig-holstein.de/servlet/is/23013/), der aufgrund der Schadstoffanteile nicht bedenkenlos auf Feldern zur Düngung eingesetzt werden sollte.
@IsoMan: Den Begriff „thermische Verwertung“ halte ich immer noch für ungeeignet. Er wurde vor ca. 20 Jahren von der Müllverbrennungsindustrie geprägt, um ein positives Image zu erzeugen. Damals war es bitter notwendig, weil Schadstoffemissionen (z.B. Dioxin) ein riesiges Thema waren. Der Begriff thermische Entsorgung mag denn vielleicht noch durchgehen, wenn man nicht einfach nur verbrennen will.
Ich bin der Meinung, wenn es ökologisch und finanziell nicht sinnvoll ist, zu verwerten, dann kann man gerne verbrennen, aber vorher sollte man denn doch den Einzelfall beleuchten (s.o.).
Viele Grüße
Qmarc
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Wie verlassen sind die Wege des geringsten Widerstands?Hallo Qmarc,
thermische Verwertung bedeutet, dass man dem Stoff einen entsprechend hohen Brennwert zuordnet, der es ermöglicht, aus dem Reststoff „hochwertige“ Energie zu erzeugen (KWK, Fernwärme o. ä.).
Dagegen stellen die MVAs eine thermische Entsorgung zum Zwecke der Volumensreduktion und Inertisierung des Reststoffes/Abfalles dar. Hier findet, genauso wie bei der Zufütterung zur Zementherstellung (siehe Altreifen), keine Verwertung statt, sondern eine Entsorgung mit anschl. Deponierung der „inerten Aschen“.Aus diesem Grund sehe ich in dem Begriff thermische Verwertung durchaus einen Sinn.
Selbstverständlich hast du Recht mit der Handlungsschiene Vermeiden, Verwerten, Entsorgen (Deponieren), wie sie das Kreislaufwirtschaftsgesetz vorschreibt (und mittlerweile durch die Reduzierung der Deponierflächen auch zur Umsetzung bringt).
Viele grüne Grüsse!
IsoMan
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