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Hallo, Kollegen
Wie verhält es sich eigentlich bzgl. Zertifizierung 9001/2000 mit der genauen Einhaltung o.g. Messtemperatur (20 °C)?
Hintergrund:
Wir stellen SEHR GROSSE Drehteile in Einzelteilfertigung her. Selbstverständlich wird immer direkt an der Maschine gemessen, wo eine exakte Temperatur schon aus fertigungstechnischen Gründen nicht genau eingehalten werden kann.Ein Messraum ist schon wegen der enormen Werkstückgrössen kaum realisierbar. Ferner würden die Rüstkosten bei Wiederaufnahme in die Maschine jedwegliche Wirtschaftlichkeit ad absurdum führen.
Hat jemand Erfahrung und/oder Informationen hierüber???
vielen Dank schon einmal.
qm 777
Hallo qm777
wir fertigen auch SEHR GROSSE Einzelteile.
Bei uns wird das Meßwerkzeug während der Fertigung in unmittelbarer Nähe des Werkstückes aufbewahrt. Dadurch hat das Meßwerkzeug die gleiche Temperatur wie dieses, und wir gehen davon aus, dass sich eventuelle Temperatureinflüsse ausgleichen.
In Einzelfällen legen wir auch das Meßwerkzeug über Nacht ins oder aufs Werkstück, und messen am nächsten Morgen.
Die Methode funktioniert natürlich nur, wenn die Werkstoffe aus denen das Meßwerkzeug und das Werkstück bestehen, ähnliche Temperaturausdehnungskoeffizienten haben.Hoffe geholfen zu haben.
Gruß
Wolfgang
Moin,
eigentlich ganz einfach:
In der Norm steht nix von 20 Grad!
Wenn DU aber (oder Kunde) hingehst und das so beschreibst, MUSST du es so machen.
Wichtiger ist aber, dass die Ergebnisse reproduzierbar sind, also deine Umgebungstemperatur nicht extrem schwankt.Ich würde eine Verfahren schreiben, dass folgende Punkte beinhaltet:
Wartezeit nach dem Drehen
Ort (muss es direkt an der Maschine sein? Kann man 10 Meter weg?)
Umgebung an sich ( Trocken, nicht zugig and so on)Du hast ja schließlich kein Labor, bei dem du Temperaturaufzeichnungen zu führen hast, oder?
Dino
Moin,
das was Dino beschrieben hat würde ich auch Vorschlagen oder beschreibe doch einfach eure jetzige Vorgehensweise.
Bis dann
Da ich schlecht abwägen kann wie groß jetzt groß und sehr groß sind stell ich das jetzt einfach mal so in den Raum.
Bevor ich mit Gedanken über Temperatur mache, würde ich mir ersteinmal meine Toleranzen anschauen. So aus der Hüfte geschossen macht eine Temperaturabweichung von 20 K (niedrig legierter Stahl)bei einem Durchmesser von 1000mm ungefähr 0,2 mm aus. Wenn es genauer sein muss würde ich entweder definierte Abkühltemperaturen vorgeben oder den Taschenrechner quälen und die Differenz berücksichtigen. ( Wobei sich letzteres empfiehlt da Abkühlzeiten auch Maschinenstillstand bedeuten.) Das dann gut begründet und kein Auditor wird sich dran hoch ziehen.
Hallo qm777,
woher kommen eigentlich die 20°C? Ich kenne die Temperaturvorgabe nur von der Kalibrierung von Messmitteln. Das steht ja hier wohl nicht zu Debatte. Oder?
Hallo Bajoware,
es ist nicht festgelegt, dass bei 20° C gemessen werden muß. Aber…
DIN EN ISO 1, Ausg. Oktober 2002 legt international fest, dass, Zitat:
Die Referenztemperatur für die geometrische Produktspezifikation und -prüfung ist auf 20°C festgelegt.
D.h. alle Angaben von Maßen in Zeichnungen gelten bei einer Temperatur von 20°C. Mißt man bei abweichenden Temperaturen, so muß dies beim (Zitat)“Unsicherheitsbudget des Messergebnisses“ berücksichtigt werden.
GrußWolfgang
Hallo zusammen,
also bei werden keine sehr großen Teile hergestellt, aber ich frage mich zwei Dinge:
1. wie groß ist denn wirklich der Temperaturunterschied zwischen Messpunkttemperatur und 20°C und
2. Was für eine Auswirkung hat das auf das gemessene Werkstück?Medi
Hallo Medi,
zu Punkt 1:
wie groß ist denn wirklich der Temperaturunterschied zwischen Messpunkttemperatur und 20°CDie Frage ist mitunter schwierig zu beantworten. Wir messen zwar schonmal, wenns schnell gehen muß, die Temperatur an der Werkstückoberfläche und machen dann eine rechnerische Korrektur des Meßergebnisses, aber wie die Temperatur im Inneren ist wissen wir dann natürlich nicht. Daher ist uns die Methode „Über Nacht Werkstück und Meßwerkzeug auf gleiche Temperatur kommen lassen“ am liebsten.
Zu 2:
Was für eine Auswirkung hat das auf das gemessene Werkstück?
Nimmt man für Stahl einen Ausdehnungskoeffizienten von 12,0*10-6/°K an, so entspricht das beim Maß 1000mm einer Längenänderung von 0,012mm/°. Das scheint zwar wenig, aber bei einer Grundtoleranz von z.B. IT6=0,056mm ist das schon 1/5 der Toleranzgröße. 5° Abweichung von 20° entsprechen dann also der vollen Toleranzgröße.
GrußWolfgang
geändert von – Qwolli on 12/05/2006 10:41:30
Wenn es sich um ´sehr große´ Werkstücke handelt, ist es auch gar nicht so einfach die wahre Temperatur(verteilung) zu messen.
Die Temperatur ist während der Bearbeitung sicher nicht im gesamten Werkstück gleich, da sich bei der Bearbeitung ja erst mal die Oberflächentemperatur ändert. In wie weit sich diese Temperaturerhöhung auf das gesamte Werkstück (Kerntemperatur) auswirkt, müßte erst mal ermittelt werden.
Desweiteren stellt sich die Frage, ob das Werkstück schon komplett die Umgebungstemperatur angenommen hat oder erst kurz vorher von einem anderen Lagerort mit anderer Temperatur zur Maschine transportiert wurde…..Gruß
schipe -
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