Giovanni fordert mehr Einfachheit im QM :-)2006-01-18T13:29:54+01:00

QM-Forum Foren Qualitätsmanagement Giovanni fordert mehr Einfachheit im QM :-)

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    Hallo Forum,

    als „Urheber“ von Giovannis Pizzaservice war und bin ich noch sehr erstaunt, welche Kreise dieser kleine Artikel gezogen hat. Ich habe viele Mailanfragen bekommen, ob dieser Artikel für Vorträge verwendet werden darf. Selbst in Wikipedia ist unter dem Begriff Qualitätsmanagement ein Link auf meinem Beitrag zu sehen.

    Eigentlich hatte ich den Artikel mit dem Hintergrund geschrieben, das QM eigentlich eine Selbstverständlichkeit darstellt – und versucht habe, dieses anhand einer simplen Geschichte zu verdeutlichen.

    Aber es beweist doch, wie wir alle in dieser scheinbar komplexen Welt nach „Einfachkeit“ lechzen.

    Warum kann ich heutzutage nicht mal einen Wecker für den Nachttisch bedienen, ohne vorher die umfangreiche Bedienungsanleitung zu studieren ?

    Meinem DVD-Spieler lag eine 100 seitige Bedienungsanleitung bei, denn er hat so viele Funktionen, die kein Mensch braucht. Dabei soll er doch nur eine DVD abspielen – aber sowas einfaches gibt es nirgends zu kaufen (eine echte Marktlücke !!!)

    Genauso ist es doch im QM: Die ISO 9001:2000 finde ich prima, aber eigentlich ist sie auch selbstverständlich, oder ? Ein Betrieb organisiert sich doch selbst, die Norm gibt dazu Tipps und Hinweise.

    Ich weis nicht, woran es liegt, das sich gerade in diesem Bereich, wo es darum geht, Arbeitsabläufe einfach und effizient zu organisieren, eine derart komplexe Wissenschaft aufgetan hat.

    Wie im Fußball kaum jemand den Begriff „Abseits“ richtig erklären kann, so haben sich im QM nach und nach Begrifflichkeiten – Paradebeispiel „Validieren“ und „Verifizieren“ – eingeschlichen, die ebenfalls kaum jemand richtig umschreiben kann. Dennoch werden diese Begriffe einfach verwendet, und die Mitarbeiter, die mit QM an sich nichts zu tun haben, müssen damit z.B. in Arbeitsanweisungen klar kommen.

    Gerade bei „Giovannis Pizzaservice“ habe ich Arbeitsabläufe so, wie sie in der Praxis ablaufen, beschrieben. Ganz simpel, also echt nichts besonderes. Und die QM-Welt schreit „Hurra“ :-)) – weil das Thema durch seine Banalität einfach an „Schrecken“ verloren hat.

    Und ich bin der Meinung, das die ganze Thematik um QM ganz dringend einer Reform zur Einfachkeit hin bedarf, um breite Akzeptanz und Verständnis zu finden.

    So lange man aber auf käufliche Vorlagen baut, so lange man unverständlichen QM-Begrifflichkeiten unkritisch übernimmt und weitergibt, so lange man nichts in Eigenregie entwickelt, so lange bleiben wir eben auf dem vermeintlich hohen „QM-Niveau von der Stange“.

    Wie seht ihr QMB’s das ? Ist es euch auch zu komplex und bürokratisch geworden ?

    Gruß

    Martin S

    IsoMan
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 421

    Hallo Martin,

    in vielen Punkten kann ich dir nur zustimmen. Ist es nicht so, dass sich viele QMB`s gerne hinter diesen QM-spezifischen Termini verstecken bzw. durch Schaffung eines gewissen Berufsstandards (Alchimisten lassen grüssen!) sich einen internen Machtstatus verschaffen?
    Gerne unterschreibe ich die Forderung nach einem einfachen und gut zu verstehenden QM-System. Ich denke, dass ich mit dieser Forderung – wie viele andere gestandene und praxisorientierte QMB`s – nicht alleine stehe.
    QM muss von der Putzfrau bis zum GL verstanden sein, um auch richtig gelebt zu werden. Die Einfachheit in der Formulierung und Beschreibung, die Verwendung von selbsterklärenden Ablaufdiagrammen sind da m.E. ein wesentlicher Bestandteil. Steht dann auch noch die GL zu 100% hinter dem System und geht mit gutem Bsispiel voran, dann wird ein einfach gehaltenens, alle Normforderungen erfüllendes QM-System zum Selbstläufer.

    Daher: Simplify Quality Management!!

    IsoMan

    Jürgen
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 103

    Hallo,

    aus meiner Sicht gehört für den Aufbau eines „einfachen“ QM-Systems bereits sehr viel Professionalität. Unsicherheit (ver-)führt ansonsten leicht dazu, den ISO 9001 Wortlaut überzuinterpretieren, um nur ja alles richtig zu machen. Ein QMH von der Stange ist schneller und einfacher zu erstellen, als das „einfache“ maßgeschneiderte. Ein QMS-Papiertiger erfordert zwar Aufwand, aber keine Veränderungen im Unternehmen; die Transparenz und Verbindlichkeit eines gelebten QMS kann auch weh tun.

    Darüber hinaus beobachte ich das Phänomen, dass beim Aufbau des QMS, besonders bei engagierten MA und GF, das Wünschbare dominiert und das Leistbare zunächst in den Hintergrund rückt – bis der Alltag die guten Absichten einholt.

    Und last but not least, das Denken in Prozessen fällt vielen schwer – und damit fehlt eine wesentliche Grundlage, um ein „einfaches“ QMS aufzubauen.

    Gruß
    Jürgen

    QMarc
    Mitglied
    Beitragsanzahl: 925

    Hallo Martin,

    da hast Du wohl wahr …

    Man fragt sich, warum viele vor allem größere Unternehmen eine ausgeprägte Bürokratie an den Tag legen, wenn es auch einfacher geht.

    Ein Blick in die gängigen Softwarepakete (Stichwort „prozessorientiert“) lernt einem schon manchmal das Fürchten.

    Wenn Auditoren (als Praktiker, die viele Unternehmen sehen) selbst die Normenschreiber und Zert.-Gesellschaften hinterfragen, dann frage ich mich: Was soll das alles werden?

    Deine genannten Beispiele sind gut – einfach, effizient und nützlich sollte es sein …

    In diesem Sinne Gruß aus dem Norden
    QMarc

    nobbe
    Teilnehmer
    Beitragsanzahl: 218

    Hallo Martin,
    liegt das Problem nicht auch mit an den Kundenforderungen?
    Man gibt einen Preis ab, bekommt einen Auftrag und als nächstes steht der Kunde mit einem Audit vor der Tür. Trotz Zertifizierung, trotz einwandfreier Bemusterung.
    Nun hat jeder Autobauer und dazu noch die kleinen und größeren Zulieferer die Eigenart zusätzliche Forderungen einfliessen zu lassen. Und ich denke ein Zulieferer an mehrere Kunden (was ja die Beste Konstellation ist) hat hier Probleme ein vernünftiges Delta hinzubekommen. So werden einfach viele Sachen für jeden Kunden speziell dokumentiert oder erstellt.
    Dies läßt sich nicht vermeiden solange die Kunden sich nicht auf Zertfizierung verlassen.
    Als QM hast du nun die Aufgabe hier rückwärts zu rudern und die Sachen zu vereinfachen. Leider gelingt das nicht immer oder erst nach einer Anlaufphase und unter (Zeit-,bzw Veränderungs-)druck.
    Da aber vom Kunden oftmals selbst der Inhalt einer Arbeitsanweisung und die Dokumentation vorgeschrieben wird, wird auch die Bürokratie weiterleben.
    Gruß
    nobbe

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