QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Umgang mit GL / schlechtem Betriebsklima
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Liebe Leute,
ich bin nun desöfteren schon in Clinch mit der GL geraten – wir führen gerade ein QM-System mit dem Ziel der ISO-9001-Zertifizierung ein (ca 30 MA).
Ich befinde mich gewissermaßen in einem Dilemma: Die GL will möglichst schnell den sprichwörtlichen Lappen an der Wand („wir sind eh besser als Iso 9001 fordert“), was zur Folge hat, dass ich einen relativ utopischen Zeitplan aufstellen musste (die GL hat keine Ahnung von Iso). Zudem wurde ich aufgefordert, das QM-System weitgehend in Eigenregie aufzuziehen, die Mitarbeiter sollen nicht von ihrer tagtäglichen Arbeit abgehalten werden. Wenn ich mit den Mitarbeitern spreche, stoße ich weitgehend auf Ablehnung, da mir eine ‚unnatürliche’ Nähe zur GL unterstellt wird (die Unternehmenskultur ist nicht gerade gut: klassisches top-down-management ohne Rücksicht auf Ideen der Mitarbeiter).
Auf der anderen Seite muss ich der GL jede kleinste ISO-Anforderung begründen („wir führen nur ein, was uns nützt“), was letztlich dazu führt, dass ich 1000 Baustellen zu bewältigen habe, ständig argumentieren muss, warum Iso bestimmte Sachen fordert.
Hat jemand von euch schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie kann man der GL klar machen, dass die Mitarbeiter von Anfang an einzubinden sind? Wie kommuniziert man das am besten?
Bin für jeden Hinweis dankbar, da ich so langsam einen Punkt erreicht habe, wo mir bald selbst jegliche Motivation flöten geht.
Viele Grüße,
Simon
Hallo Simon,
Du hast da eine sehr unschöne Position. Kannst Du noch ein bisschen dazu schreiben, warum die GL den Lappen an der Wand will? Ist das einfach so passiert oder gibt es Kunden von Euch, die das fordern?
Viele Grüße
Barbara
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Es gibt drei Arten von Menschen: Solche, die zählen können und solche, die nicht zählen können.Hi Simon,
gebe mal bei „Suchen“ Knüppelstecker ein.
Ich glaube da ist was brauchbares für Dich zu finden!Außerdem mein Rat:
Wenn die GF schon so von sich eingenommen ist und denkt, alles ist besser wie in der Norm, na prima, da gibt es ja in Euerem Unternehmen wenig zu tun ;-)Fang doch gleich mal an und auditiere die GL ganz unvoreingenommen. Nehem ka noch einen Co-Auditor mit, damit nichts unter der Gürtellinie passiert!
Wenn alle Stricke reißen, es gibt immer noch Unternehmen, welche gute Qualitäter suchen!
Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung !
Hallo Barbara,
wir arbeiten als Dienstleister hauptsächlich für Automobilzulieferer, diese fordern im Rahmen der Lieferantenbewertung zunehmend die ISO-Zertifizierung ihrer Lieferanten. Es geht also um das Zertifikat als Aushängeschild und eher weniger um eine Optimierung der eigenen Organisation.
Ich bin für das Thema Vollzeit abgestellt, seit 6 Wochen dran, externes Audit soll Ende November sein (für mich ist aber noch kein Land in Sicht).
Weder darf ich selbständig Mitarbeiter zur Unterstützung animieren, noch kann ich selbständig ISO-Anforderungen implementieren.
Jüngstes Beispiel: Die GL weigert sich, die Personalabteilung eine Qualifikationsmatrix der MA anfertigen zu lassen („Sinn nicht erkennbar“), ähnlich läuft es mit anderen von ISO geforderten Aufzeichnungen. Entsprechend habe ich schon jetzt Bammel vor dem Audit, meine Bedenken werden ignoriert („machen Sie sich keinen Kopf“).
Bin ziemlich ratlos, wie ich damit umgehen soll.
Viele Grüße,
Simon
Hi Simon,
oh, oh, oh!!
Ich glaube Du bekommst bald so graue Haare wie ich :-(
Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung !
Aua sag ich da nur…..
Dröseln wir das Ganze mal auf:
1) Du sollst ISO zertifizieren, ist aber nicht nötig, weil ihr eh besser seid. WOW!
2) Du kriegst NULL Untersttützung, weil Punkt 1
3) Du sollst alles machen, darfst aber nix, weil wieder Punkt 1Frage: Habt ihr nen externen Coach dazu?
Wenn ja, sollte er mal auditieren.
Wenn nein: Nimm dir mal ne Checkliste zur Hand, geh die Punkte durch und nagel sie an die Tür vom GF.Ehrlich, ich seh echt wenige bis null Chancen, dass ihr:
a) dieses Zertifikat bekommt, da ich auf Anhieb einige Abweichungen erkenne (Nein, nicht dass euer GF nicht hinter dem System steht, ist keine Normforderung)
b) Du heil aus der Sache rauskommst, denn wenn ihr siehe a, dann bist du der Depp vom Dienst, solltet ihr jedoch wirklich das Zert. bekommen, dann wackelt der GF mit stolzgeschwellter Brust durch den Laden, weil ER es ja gesagt hat… und du bist dann eh überflüssig…..By the way, wie wärs mit nem Audit durch nen Kunden??
Aber mach dir nix vor: Du kriegst du Kloppe.
Ich würd dir gern helfen und dich aufbauen, aber leider musst du der Sache nüchtern ins Auge sehen……
Dino
>>Sprich leise und höflich, aber trage stets einen dicken Knüppel bei dir.
Anna Eleanor Roosevelt<<
Hi,
externen Coach haben wir keinen (Kosten…), aber einen recht netten Auditor, auf den ich auch gebaut habe, um gegenüber der GL besser argumentieren zu können. Bloß: Der findet den Zeitplan so in Ordnung, mit dem guten Hinweis,dass aus jeder Abteilung ein ‚Unterstützer‘ abgestellt wird. Die GL hat dem zwar zugestimmt, praktische Konsequenzen sind aber nicht in Sicht.
Tja, ich versuch das jetzt so gut es geht über die Bühne zu bringen, und wenn keine Besserung in Sicht ist, werd ich mich wohl auf Jobsuche begeben. Ist aber frustrierend.
Viele Grüße,
Simon
Hi Simon,
Arbeit muß irgenwo Sinn machen und auch etwas Spaß gehört auch dazu.
Wenn Du Dich aber im QM verwirklichen willst (siehe Maßlowsche Pyramide) dann musst Du zwangsläufig die Stellung wechseln!
Ansonsten — never ending figthing!
Und letzendlich für wen und was?
Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung !
Hallo,
lass für kleines Geld von den Auditor ein Voraudit mit Kurzbericht machen. Weise ihn auf Missstände hin. (Er ist dein unterstützer, nicht dein Gegner)
Leg den bericht der GF for und fordere…LG
hccvHallo QM_Novize,
Ja, ja, die GL! Diese Leute fordern oft nur, können aber aufgrund ihres sehr engen Blickfeldes (Wertschöpfung) nicht erkennen, was da alles dran hängt.
Also, wenn ich das nun richtig verstanden habe, fordern eure Kunden zunehmend dieses Zertifikat – somit hast du auch einen Hebel, um wenigstens Minimalforderungen durchzusetzen (zukünftig verlorene Aufträge!!!). Weiterhin würde ich dir empfehlen, zunächst eine Einführungsrunde zu machen – Beispiele: GL wird von eurem zukünftigen Auditor im Rahmen der Betriebsbesichtigung (wg. Abschätzung des Auditaufwands) mal etwas in die entspr. Richtung eingenordet (kann ein Auditor durchaus machen, ohne dass es gleich zu einem Beratungsgespräch wird).
Im Rahmen einer Betriebsvers. gibt die GL die Marschrichtung (Wir wollen das Zertifikat, weil sonst….) vor und stellt dich dann als Verantw. heraus.
Du rufst mal alle Abt.Leiter (=> Prozessverantw.) zu einem kurzen Meeting zusammen und gibst denen die Projektschritte sowie deine Zeitvorstellungen, damit die sehen, dass sie auch gefordert sind. Andernfalls drückst du denen ja sonst viel mehr Arbeit auf, als sie freiwillig zu leisten bereit sind. Ausserdem sehen die dann beim Audit mit ihrem Bereich sehr schlecht aus (insbes. wenn du nachweisen kannst, dass da eine Schulung o.ä. gelaufen war).
Zu guter Letzt mache allen Leuten (inkl. GL) im Betrieb klar, dass sie mit diesem System auch Geld sparen können (dafür brauchst du Beispiele – am Besten aus euren Reklamationsfällen o.ä.).
Solltest du diese Dinge bereits versucht haben und deine GL stellt sich trotzdem sehr QM-ignorant dar, dann kannst du letztendlich nur scheitern (Argument für alle anderen MA: die GL hat gesagt….). In diesem Fall würde ich es nicht zum Audit kommen lassen, da ein verweigertes Zertifikat dann sehr negativ in deiner QMB-Leistungsbeurteilung (Arbeitszeugnis) aussähe. Aber, zum Glück gibt es ja dieses Forum – da werden sie geholfen!Keep on fighting!
Moin QM_Novize,
ich würde mal sagen für das Audit hast Du ein Problem: Das System vernünftig zum Laufen zu bekommen vor allem wenn die anderen nicht wollen.
Das die GL hinter dir steht hilft schon einmal, wie meine Vorredner schon bemerkt haben.
Die Frage aller Fragen: Wie bringe ich meinen Leuten bei, dass geregelte Abläufe auch Mehrwert = sicherere Jobs = Zukunft bedeuten?
Es hilft gerade denen, die sonst immer maulen, da Kompetenzen klar abgesteckt werden können und die Prozesse/Verantwortlichkeiten transparent sind.Letztlich sind die Forderungen der 9001 daraus entstanden, dass man sich gefragt hat, welche Tools man benötigt, um eine Firma verantwortungsbewusst und kundenorientiert zu leiten. Genau das würde ich auch meinen Kollegen und nötigenfalls der GL sagen.
Die Idee mit der Betrebsversammlung finde ich übrigens gut. Du als Moderator und die GL als Motor könnte ich mir gut vorstellen.
Gruß aus dem inzwischen wieder kalten Norden
QMarcHallo!
Guter Rat scheint teuer…
Meiner Erfahrung nach könnte Folgendes funktionieren:
1. Wenn der Kontakt zur Zertgesellschaft über Dich läuft, könntest Du einen starken, begründeten Wunsch der Zertgesellschaft nach einem Vor-, Delta, wie auch immer Audit arrangieren. Im Vorfeld dieser Audits findet ja auch schon eine Vorprüfung der Unterlagen statt. Das Ergebnis dürfte ernüchternd sein.
In Voraudits wird i. d. R. zuerst die „Verantwortung der Leitung“ gecheckt, oder?! :-)2. Zertgesellschaften neigen dazu, sogn. „sehr junge“ Systeme zu zertifizieren, wenn ein hinreichender Zusammenhang zwischen Zertifikat und wirtschaftlichem Fortbestand der Organisation (Arbeitsplätze!!!) aufgezeigt wird… Meiner Erfahrung nach kann man zunmindest bis zum ersten Wiederholungsaudit mit Null Aufwand, ausser geschickt gepflegten Projektplänen und netten Präsentationen bestehen…
In wieweit die Zertgesellschaft sich von Audit zu Audit vertrösten, – nein, richtiger in eine konstruktive Mitarbeit einbinden läßt, hängt entscheidend vom Talent des QMB und seinem PERSÖNLICHEN Kontakt zum Auditor ab. Da Ihr ja bei 30 Mitarbeitern wahrscheinlich nur einen Auditor habt…
Diese Überlegungen sind natürlich meilenweit vom QM-Gedanken entfernt. Andererseits gibt es auch die klare Ansage von Lehrgangsleitern in Auditorenkursen zunächst auch einmal nullwertige Systeme zu zertifizieren (und hoffentlich zu entwickeln, – hi, hi)
Entscheident für Dich und Dein Unternehmen ist der Faktor Zeit. Die Geschäftsführung braucht Zeit um zu lernen und Du, um ggf. nach einem anderen Laden zu suchen. Wichtige Eintrittskarte hierfür ist natürlich ein von Dir erfolgreich eingeführtes QM-System. Beleg hierfür in der Bewerbungsmappe ist nun einmal der entsprechende Zettel. Und bis zum Wiederholungsaudit hast Du dann ja noch maximal drei Jahre Zeit…
Glück auf!!
Gruß
KirschbaumHallo Kirschbaum, hallo an alle,
dieser von dir eher pragmatisch geschilderte Umgang von Zertifizierungsgesellschaften mit eher unausgereiften QM-Systemen wurde mir heute von meinem Auditor bestätigt. Ziel ist es, alle von „Name des Zert“ geprüften Unternehmen, spätestens drei Jahre nach Erstzertifikaterteilung auf ein entsprechendes Niveau zu hieven. Wie Kirschbaum schon gesagt hat, hat dies kaum mehr was mit einer korrekten Vorgehensweise bei der Einführung, Aufrechterhaltung und Prüfung eines QM-Systems zu tun, unter den gegebenen umständen bleibt mir aber wohl nichts anderes übrig, auch wenn die Motivation leidet (Stichwort Maslow: immerhin kann ich mich durch meine Tätigkeit mit Nahrung versorgen). Der Sinn einer Zertifizierung – wenn man annimmt, dass dieses Vorgehen von Zertifizierungsgesellschaften kein Einzelfall ist – wird für mich aber dadurch mehr und mehr in Frage gestellt.
Weiterhin habe ich mit meinem Auditor und der GL einen Voraudit angesetzt, kann nur hoffen, dass ich dann bei negativem Befund nicht als der Prügelknabe da stehe.
Die Idee mit der Betriebsversammlung finde ich gut, wird aber von der GL mit Sicherheit abgelehnt (Ressourcenverschwendung). Werde stattdessen versuchen, in die einzelnen Bereiche zu gehen und in Einzelgesprächen um Unterstützung zu werben.
Jedenfalls bedanke ich mich für die vielen Antworten, werde dann über den weiteren Fortlauf der Dinge berichten.
Viele Grüße,
Simon
Hallo QM_Novize,
das ist doch schon mal ein kleiner Erfolg!!!!
QM-Ignoranz kann man mit guten Voraudits und einem Auditor, der seine Sache etwas Ernst nimmt, durchaus reduzieren. Viel wichtiger ist allerdings, dass die anderen Kollegen sehen, dass du QM anpackst und gemeinsam mit dem Auditor während des Voraudits pragmatische Lösungswege aufzeigen kannst.
Nun zu dem anderen Thema „innerhalb von 3 Jahren nach dem Erstzertifikat in die Zertifikatsreife hieven“. Ich denke, hier wird unsere QM-Zunft bzw. unsere Arbeit und unser Einsatz als QMB in Misskredit gebracht. Das hat für mich einen sehr faden Beigeschmack, zumal wir dann gegen Aussagen wie „der ist nach 9001:2000 zertifiziert, man weiss ja, wie die ihr Zertifikat kriegen“ zu kämpfen hat und die früheren Aussagen, dass Zertifikate nachgeschmissen werden, wieder zum Leben erweckt werden.
Ein weiterer Aspekt stellt sich in der Frage, wie kriegen die Zertifizierungsgesellschaften solch ein Audit beim DAR durch?Mich würden hierzu die Meinungen der anderen Forumsmitglieder sehr interessieren.
Keep on fighting!
Also ich find das lächerlich mit dem Zertifikat für Null-Systeme und dem Hinhieven nach 3 jahren, auch wenn’s realität ist. Ich sehe darin eher eine Absatzsicherung der ZertGesellschaften.
Auch wenn es einige schwarze SChafe unter den „nach ISO 9001“ zertifizierten Unternehmen gibt, sagt doch das Zert ganz klar etwas über die Führung,Organisation und dem Kundenverständnis aus.
Wie kann ich als Zertifizier diese Aussage (durch Erstzertifikat) geben, wenn nachweislich nix (oder zumindest wenig) davon da ist. Mag ja sein das das Unternehmen es evtl in den 3 Jahren bis zum Wiederholungsaudit in den Griff bekommt, aber dann soll es bitte die (3) Jahre VOR die Erstzertifizierung legen.
Mein Fahrlehrer hat mir meinen Führerschein auch nicht auf Vorrat gegeben und gesagt…“Na mal schau’n mein Junge, ob du’s innerhalb der nächste drei Jahre mal schaffst unfallfrei von A nach B zu fahren.“!!!
Ansonsten können wir ja in Zukunft jeder Unternehmensneugründung erstmal die ISO 9001-Fähigkeit „schenken“ und nach 3 Jahren trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Wobei hierbei die Gefahr besteht das noch häufiger (Vielleicht nach 3 Jahren ;)) Umfirmierungen durchgeführt werden.
Ich versuch immer noch an das Gute zu glauben, schließlich haben wir Darth Vader doch auch besiegt ;)
Grüsse von der Spree
Chris
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