QM-Forum › Foren › Qualitätsmanagement › Lieferantenaudit – in welchem Rahmen?
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Hallo,
ich habe wieder mal eine Grundsatzfrage: Bin ich verpflichtet, ein Lieferantenaudit über mich ergehen zu lassen (9001-/ 14001-/ 94/9/EG- Zertifiziert)?
Sinnvoll ist es auf jeden Fall, wenn ich den Auftrag an Land ziehen will aber in welchem Umfang?
Hintergrund:
Ein Kunde bestellt bei uns ein Randprodukt, das wir aus verschiedenen Gründen fertigen (müssen) aber dabei so gut wie keinen Gewinn machen. Der Kunde möchte uns auditieren. Hier kommt mein Fehler ins Spiel, ich habe erst zugesagt und mir dann das Auftragsvolumen angeschaut (wir sprechen hier von einem sehr, sehr niedrigen 5 stelligen Betrag). Das Lieferantenaudit sah dann so aus, dass ich 2,5 Tage die Kunden betreute, wobei ich jeweils ein bis zwei Kollegen fast die gesamte Zeit von der Arbeit abhalten musste. Letztendlich hat unser Qualitätssicherungsmann das Produkt noch einen Tag lang geprüft (was für uns an sich normal ist). In Summe kommen wir aber auf etwa 6 Manntage (ich 2,5 + etwa 2,5 Manntage der verschiedenen Kollegen (teilweise ja zu zweit) + 1 Tag für die Abnahme/ Endprüfung). Kann ich so etwas nicht weiterverrechenen? Jetzt ist es eh zu spät aber so etwas kann sich wiederholen. Wenn wir von Aufträgen von mehreren 100.000 Euro sprechen ist das ja an sich auch kein Problem aber bei so geringen Auftragsvolumen kann ich den Sinn nicht mehr nachvollziehen, will aber auch den Kunden nicht vor den Kopf stoßen, der natürlich auch seine Gründe hatte.… nebei waren diese Amis mal eben Skifahren und auf Neuschwanstan. Das sei aber nur ganz am Rande erwähnt!
Wie geht Ihr damit um?
Grüße Alblondie.
Hallo Alblondie!
Ich habe noch keinen solchen Fall erlebt. Aber wir haben schon viel Geld in Zertifizierungen für Märkte gesteckt, auf denen wir in den nächsten 5 Jahren keinen Gewinn machen werden. Auch bei unseren Produkten sind „Werbegeschenke“, d.h. Ausführungen, bei denen die Entwicklungskosten in keinem Verhältnis zum Umsatz stehen, durchaus gängig. Dahinter stehen zwei Motive:
1. Türöffner. Oft hängt direkt hinter einem „schlechten“ Auftrag ein guter.
2. Ruf am Markt. „Wir lösen jedes Problem!“ Läßt sich nie in Euro und Cent beweisen, bringt uns aber sicher auf Dauer eine Menge.Schöne Grüße
Frank Hergt
Hallo Alblondie
mal anders herum gefragt:
In welchem Umfang würdest Du denn selbst ein Lieferantenaudit durchführen?Ich für meinen Teil denke, dass Lieferantenaudits trotz QM-Zertifikat sinnvoll sind, um den Lieferanten einschätzen zu können (wie arbeitet er, welche Philosophie steckt dahinter und macht er einen qualitätsfähigen Eindruck.) Das ist nicht unbedingt abhängig von dem Auftragsvolumen, sondern von der Klassifizierung von Einfluss des Produktes und Prestige der Firma, da gebe ich Frank Hergt recht.
Es gibt Firmen die legen gesteigerten Wert auf lanjährige Beziehungen und setzen v o r Bestellung von Teilen ein Lieferantenaudit an. Welcher potentielle Lieferant sollte sich dem entziehen?
Die Sache hat ja auch eine praktische Seite. Das QMS wird nochmal aus Kundensicht geprüft. Die Erkenntnisse daraus ergeben wieder Verbesserungen und in den allermeisten Fällen ist das Verhältnis zwischen den beteiligten Personen gestärkt.
Effizienzbetrachtung ist schwierig bei solch einem Job, den wir haben. Oder meinst Du die Dauer die Du hier oder anderswo im Forum verbringst ergibt immer ein wertschöpfendes Ergebnis? In „Mann“tagen ausgerechnet…. ;-)
Gruß
NadjaHallo Alblondie,
genau vor diesem Problem stand ich im Herbst 04 auch. Ein Norddt. Kunde wollte ein Audit bei einem Umsatzvolumen 01-09/04 <10T€ in einer Süddt. NL durchführen (Do und Fr.) Auch er wollte es über zwei Tage ausdehnen, da der Kunde am Wochendende Privat nach Italien wollte, was er mir in einem wirklich netten Telefonat mitteilte. Er fand das sehr praktisch.
Im Audit am Donnerstag kamen wir natürlich als erstes auf die getätigten Umsätze und der Möglichkeit einer rapiden Geschäftsausweitung zu sprechen. Wir liessen ihn freundlich spüren, was wir von dieser Aktion – hier Audit – hielten.
Im Audit verabschiedete sich unser NLL demontrativ (natürlich nach verheriger Absprache mit mir) nach 2 Stunden von dem Kunden, mit den Worten, er freue sich auf eine weitere gute Zusammenarbeit. Spätestens an diesem Punkt hat der Kunde gemerkt, wo der Hase lang läuft. Ich habe ihn dann noch weitere 2 Stunden auditieren lassen, so dass das Audit nach 4 Stunden vorbei war. Das von dem Kunden erhoffte Mittagessen hat er auch nicht bekommen (auch keine Semmeln).
Ich hatte dem Kunden natürlich auch vorher freundlich – vielleich nich tdriekt genug – telefonisch mitgeteilt, was ich von einem solchen Audit bei den Umsätzen halte, wenn keine potentielle Geschäftsausweitung ansteht. Nämlich nichts. Das hat er am Telefon nicht verstanden, aber im Audit hat er es gemerkt.
Ürbigens: Die Umsätze stiegen trotzdem :-))
Gruß aus Bayern
el verde
Hallo Leute,
ich arbeite im Bereich Einkauf und soll zukünftig Lieferanten auditieren. Soweit so gut.
Was ist denn hierzu alles wichtig? Gibt es da irgendwo vorgefertigte Auditbögen und Ablaufpläne? Ich finde zu dem Thema irgendwie nichts.Habt Ihr solche Auditbögen?
Danke für eure Hilfe.
Dirk
… versuchs mal mit http://www.quality-link.de/body_checklisten_formulare.htm
Grüße Alblondie
Hallo geschätztes Forum,
auch mir ist es schon passiert, dass ein Kunde sich Dienstags für ein 2 tägiges Audit (Do & Fr)angemeldet hat, da er sowieso gerade in Urlaub fährt und durch Süddeutschland muss. wo sich unsere Betriebsstätte befindet. Ist doch klar, dass auf diese Weise die Fahrtkosten für die Urlaubshinfahrt über die Firma abgerechnet wird! Bei knapp 600 km ist das Audit beim Lieferanten für den Urlaub ein ordendliches „Urlaubsgeld“!
Spruch des Tages:
Du musst den Fluss nicht schieben – er fließt von alleine
Gute Zeit!
Qualyman – Qualitäter aus Überzeugung !
AnonymGast16. Februar 2005 um 15:03 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo Forum,
auch wir wurden 2004 vom Kunden auditiert. Ich hab den Spies rumgedreht und (sehr freundlich) gesagt was er mit Sicherheit nicht zu sehen bekommt. Damit hatte ich ihn weg vom System und hin zum Prozessaudit. Der Kunde ist darauf eingestiegen, ich habe den Kunden in die Auditplanung miteinbezogen (weil er unser Haus (und mich;-)) ja nicht kennt. Somit haben wir uns wirklich nur um seine Produkte bzw. Prozesse gekümmert.
Zeitaufwand 1 Tag, 1 Mitagessen und auch brauchbare Ergebnisse.
Gruß
Thomas R… also erst mal danke für die vielen Meinungen (was nicht heißen sollt, dass der Thread damit geschlossen ist!).
@Thomas R: ich habe gar keine Vorbereitung gemacht und wir haben auch nur die Belange seiner Produkte durchleuchtet aber derart intensiv, dass der Zeitrahmen entsprechend gesprengt wurde.
Grüße Alblondie
AnonymGast16. Februar 2005 um 15:21 UhrBeitragsanzahl: 2122Hallo alblondie,
liegt darin das wir kein Serienteilhersteller sonder Anlagenbauer sind. Daher also anderer Focus, andere Wertschöpfung und andere Prozesse. Aber daraus lenrne ich wieder, es gibt im QM bei den Prozessen wenig übergeordneten Einheitsbrei, wenn dann ist er branchenspezifisch.
Aber ich würde immer versuchen den Kunden zu leiten, rein schon aus „taktischen“ Gründen.Gruß
Thomas R -
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